
Wann und wie es mit den Massentests im Aargau losgeht – und weitere Fragen und Antworten zur Testoffensive im Kanton
Testen, testen, testen. So will der Bundesrat die Pandemie besser in den Griff bekommen. Darum sind seit dieser Woche Schnelltests für alle gratis – nicht nur für Personen mit Symptomen. Ausserdem sollen auch Schulen, Heime oder Firmen möglichst bald regelmässig gratis testen können. Am Dienstag hat der Kanton bekanntgegeben, wie das im Aargau genau funktionieren soll. Wobei bei weitem noch nicht alle Fragen geklärt sind.
1. Um welche Tests geht es genau?
- Schnelltests: Fachpersonen (in den Testzentren, Spitälern oder ausgesuchten Apotheken) machen einen Abstrich, wenige Minuten später liegt ein Ergebnis vor. Sie sind seit dieser Woche für alle gratis.
- Massentests: Schulen, Heime oder Firmen sollen wöchentlich die anwesenden Personen testen können. Und zwar mit PCR-Speicheltests (kein Abstrich notwendig). Die sind sehr genau, müssen aber im Labor ausgewertet werden. Das Resultat liegt je nach Auslastung der Labors etwa nach einem Tag vor. Um den Aufwand für die Labors in Grenzen zu halten, werden mehrere Proben zusammengemischt. Ist eine Mischprobe positiv, werden diejenigen Personen, die daran beteiligt waren, einzeln getestet. Diese Tests sollen für Schulen und Unternehmen gratis sein.
- Selbsttests: Ein Schnelltest, der aber keinen Abstrich, sondern nur etwas Speichel benötigt. Den kann jede Person zu Hause machen. Fünf davon soll jeder Mensch monatlich gratis beziehen können. Noch sind aber keine Selbsttests in der Schweiz zugelassen.
2. Was soll das vermehrte Testen bringen?
Auch Menschen ohne Symptome können andere mit Corona anstecken. Mit möglichst vielen Tests sollen diese Personen möglichst früh gefunden und isoliert werden. So sollen Ansteckungen verhindert oder Ansteckungsketten möglichst früh unterbrochen werden.
3. Sind dank der Tests Lockerungen möglich?
Nicht direkt. Kantonsärztin Yvonne Hummel stellt klar, dass auch wiederholtes Testen die Schutzmassnahmen (Masken und Abstand) nicht ersetzt. Die Tests sind ein Puzzlestück in der Pandemiebekämpfung, genau so wie das Impfen, das Contact-Tracing und die Hygienemassnahmen.
4. Wie werden die Massentests umgesetzt?
Dazu gibt es noch viele offene Fragen. Wo können sich Schulen und Unternehmen anmelden? Wie bekommen sie die Tests? Wie gelangen die Proben ins Labor? Wie melden sie die Resultate? Es werde seine Zeit brauchen, all die Fragen zu beantworten, sagt Kantonsärztin Hummel. Aktuell laufen im Aargau Pilotversuche in ausgesuchten Schulen und Heimen, dies noch bis Ende März. Anschliessend soll Anfang April mit den Massentests gestartet werden. Und zwar in vier Phasen, wobei der genaue Zeitplan stark von den Rahmenbedingungen abhängen wird.
In dieser Reihenfolge sollen Institutionen Massentests durchführen können:
- Phase: Schulen und Einrichtungen im Betreuungswesen
- Phase: Unternehmen und Betriebe
- und 4. Phase: Die bisherigen Tests werden beibehalten und mit Selbsttests ergänzt, sobald die zugelassen und vorhanden sind.
5. Um wie viele Tests geht es im Aargau?
Der Kanton rechnet jede Woche mit 100’000 Tests in Schulen und Heimen sowie weiteren 100’000 in Betrieben.
6. Was ist das Problem?
Die Kapazitäten der Labors sind begrenzt. Und zwar schweizweit. Ob überhaupt 200’000 zusätzliche Tests die Woche ausgewertet werden können, muss sich erst noch zeigen.
7. Sind die Tests freiwillig?
Ja.
8. Können Schnell- und Selbsttest die Massentests entlasten?
Nur zum Teil. Schnelltests benötigen medizinisch ausgebildetes Personal. Dieses müsste entweder in die Schulen/Betriebe gehen oder andersrum. Das könne aber in gewissen Situationen eine Lösung sein, so Hummel. Selbsttests wären ebenfalls nur eine Ergänzung zu den PCR-Tests und kein Ersatz. Denn Selbsttests sind deutlich ungenauer.
9. Ab wann sollen Selbsttest zur Verfügung stehen?
In Deutschland sind Selbsttests bereits zugelassen. In der Schweiz ist unklar, wie lange das noch dauern wird. Bundesrat Alain Berset sagte, er hoffe, dass es in einigen Wochen so weit sein werde.
10. Was bedeutet das fürs Contact-Tracing?
Je häufiger getestet wird, desto höher dürften die bekannten Zahlen der Coronainfektionen sein. Das könnte auch das Contact-Tracing-Center wieder an den Anschlag bringen. Derzeit könne das Contact-Tracing bis zu 600 Fällen pro Tag gewährleistet werden.
11. Bringt ein negativer Test Privilegien?
Bereits heute braucht man einen negativen Test, um etwa mit einem Flieger in die Schweiz einreisen zu dürfen. Wird man im Sommer Konzerte oder Fussballspiele, sofern sie überhaupt stattfinden, nur besuchen dürfen, wenn man einen negativen Test vorweisen kann? Ähnliche Fragen hat die Mitte-Fraktion des Grossen Rats der Regierung gestellt. Sie hat eine entsprechende Interpellation eingereicht. Die Antwort steht noch aus. Das werde man zu gegebener Zeit noch entscheiden, heisst es Stand heute. Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati liess aber bereits durchblicken, dass er persönlich für Privilegien für geimpfte Menschen oder solche mit einem negativen Test ist.
12. Welche Rolle spielen Apotheken in der Testoffensive?
Eine untergeordnete. Schnelltests bieten gewisse Apotheken schon eine ganze Weile an. Die Nachfrage sei vorhanden, aber nicht übermässig, sagt Apothekerverbands-Präsident Lukas Korner. In seiner Apotheke in Gränichen können sich Menschen an drei Nachmittagen die Woche testen lassen. Rund 20 Tests führen sie im Schnitt pro Halbtag durch. Ende Jahr 2020 waren es noch um die 60 gewesen. Und Korner rechnet damit, dass, sobald Selbsttests vorhanden sind, die Nachfrage nach Schnelltests noch weiter zurückgehen wird. Ob es bei den Massentests die Hilfe der Apotheker braucht, ist auch noch unklar. Angefragt worden sei man bisher nicht, so Korner:
«Wenn unsere Hilfe benötigt wird, würden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten zur Verfügung stehen.»