
Wasserhaushalt: «Der Hitzesommer hat sehr viele Leute aufgerüttelt»
Der Sommer 2018 war der Drittwärmste seit Messbeginn. In der ganzen Schweiz sank der Wasserspiegel der Gewässer. Besonders die Bäche und Flüsse litten unter der Dürre, es fiel zum Teil wochenlang kein Regen. Mehr als eine Tonne Fischkadaver wurde aus dem Rhein gefischt.
Auch im Kanton Aargau kam es in Bächen zu Wassernotstand und Fische mussten – so wie in der Sissle im Fricktal – durch Notabfischungen gerettet werden. Eine extreme Massnahme, werden die Fische doch durch ein Elektrogerät paralysiert, rausgefischt und an einer anderen Stelle ausgesetzt.
So weit will es der Kanton Aargau im Falle eines Hitzesommers in Zukunft nicht mehr kommen lassen. An einem Workshop zum Thema «Trockenheit und Gewässer» haben die zuständigen Stellen der kantonalen Verwaltung und die betroffenen Verbände Massnahmen diskutiert, die ihre Wirkung bereits in einem allfälligen Hitzesommer 2019 entfalten könnten. Norbert Kräuchi, Leiter Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons, spricht die Fischproblematik an: «Am Workshop wurde unter anderem die Möglichkeit diskutiert, im Mündungsbereich der Bäche in die Flüsse tiefere Stellen zu schaffen, damit die Fische bei hohen Temperaturen Rückzugsmöglichkeiten haben.» Der Kanton wolle extremer Trockenheit und Hitzeereignissen vorbeugen, sagt Kräuchi.
Am gleichen Strick ziehen
Am Workshop tauschten sich Vertreterinnen und Vertreter von Landwirtschaft, Fischerei und Naturschutz mit dem Kanton aus. Auch die Gemeindeammännervereinigung war vertreten. «Der Hitzesommer hat sehr viele Leute aufgerüttelt und nachdenklich gestimmt», sagt der kantonale Gewässerexperte Kräuchi. «Wir fanden es wichtig, die verschiedenen betroffenen Akteure zusammenzubringen und dadurch Synergien zu fördern, um das Problem der Trockenheit längerfristig anzugehen.» Es ist bereits das dritte Mal, dass sich die Vertreter austauschen, im Sommer fanden zwei Treffen statt.
Kurt Braun, Präsident des Aargauischen Fischereiverbands, begrüsst die Lösungsvorschläge für die Problematik der ausgetrockneten Bäche. Für ihn ist diese Art von Austausch unter den Vertretern das einzig Richtige: «Wir haben alle eine unterschiedliche Optik auf das Problem. Ich sorge mich um die Gesundheit der Fische, der Landwirt sorgt sich, weil seine Kuh nur noch die Hälfte der Milch produziert.» Man müsse Massnahmen finden, die für alle stimmen. «Das war nicht der letzte Hitzesommer, wir müssen vorsorgen, bevor es wieder so weit kommt», sagt er.
Auf den Klimawandel einstellen
Alle 25 Teilnehmer des Workshops sind sich laut Kanton einig: Kurzfristige Notmassnahmen, wie das Ausheben der Bachzuflüsse, sind nur sehr beschränkt wirksam. Das Hauptaugenmerk müsse auf nachhaltige Massnahmen gelegt werden, um sich mittel- und längerfristig auf den Klimawandel einzustellen. So sei in einem ersten Schritt der Wasserbedarf zu klären: Wie viel Wasser brauchen die Natur, die Industrie, die Landwirtschaft und die Bevölkerung? Wo bestehen Sparmöglichkeiten? Diese Grundlagen sollen in den kommenden Monaten zusammengestellt werden und die Grundlage für den nächsten gemeinsamen Workshop im 2019 bilden. Dort soll auch das Massnahmeportfolio für den Sommer 2019 bestimmt werden.