
Wegen Swisscom-Panne: Im Aargau wurden in der Nacht erstmals alle 299 Notfalltreffpunkte aktiviert
Im Herbst 2020 wurden im Aargau 299 Notfalltreffpunkte in Betrieb genommen. Das sind Anlaufstellen in jeder Gemeinde, oftmals in der Turnhalle oder auf der Gemeindeverwaltung, wo sich die Bevölkerung in Notfällen, insbesondere wenn die Kommunikation zusammenbrechen sollte, weitere Informationen holen kann. An den Treffpunkten könnte auch eine medizinische Erstversorgung durchgeführt oder Trinkwasser abgegeben werden.
In der Nacht auf Freitag kam es bei der Swisscom zu einer grösseren Störung. Die Festnetztelefonie war bis am Morgen eingeschränkt, unter anderem waren auch die Notfallnummern betroffen.
Etwa um 23 Uhr ging diese Meldung ein. Danach wurden die Notfalltreffpunkte aktiviert. Minuten später hatten die Feuerwehren sämtliche Treffpunkte in Betrieb genommen. «Damit stand der Aargauer Bevölkerung innert kurzer Zeit ein zusätzlicher Ort für das Absetzen von Notrufen zur Verfügung», schreibt der Kanton in einer Mitteilung. Diese Möglichkeit wurde auch benutzt. So meldete sich etwa eine schwangere Frau bei einem Notfalltreffpunkt und erhielt Unterstützung.
Sonst sei die Lage ruhig gewesen, sagt André Vossebein von der Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz. «Wir hatten das Glück, dass die Störung in der Nacht auftrat.» Erfahrungsgemäss würde die Anzahl Notrufe erst am Morgen wieder steigen – mit dem Morgenverkehr. Da man aber nicht wusste, wie lange die Störung dauern würde, sei es richtig gewesen, die Treffpunkte in Betrieb zu nehmen.
Noch nie wurden alle Notfalltreffpunkte zusammen in Betrieb genommen
Es war das erste Mal, dass sämtliche Notfalltreffpunkte im Aargau gleichzeitig in Betrieb genommen wurden. Dieser erste Praxistest sei erfolgreich verlaufen, schreibt der Kanton. Einzig das Aufgebot der Zivilschützenden sei aufgrund der Telefonstörung erschwert gewesen. Noch vor diesem Ereignis wurden bereits Projekte gestartet, um im Zivilschutz ein neues System einzuführen, um die Alarmierung zu verbessern. In den nächsten Wochen soll dieses in Betrieb genommen werden. Über verschiedene Kanäle sollen die Zivilschützenden dann erreichbar sein: Von Telefon bis E-Mail.
Insgesamt 2000 Personen standen vergangene Nacht im Einsatz: Feuerwehrleute, Zivilschützende, Polizei und die Regionalen Führungsorgane.
Treffpunkte und alternative Notfallnummern
Die Einrichtung der Notfalltreffpunkte war nicht die einzige Massnahme im Aargau, um den Ausfall der Notrufnummern zu kompensieren. Die Notrufzentrale der Kapo Aargau publizierte mehrere Handynummern, auf denen Notrufe abgesetzt werden konnten. Ausserdem wurden sämtliche Polizeiposten der Kantons- und Regionalpolizei besetzt und die Polizei erhöhte ihre Präsenz auf den Strassen massiv.
Kurz vor acht Uhr konnte die Swisscom die Störung dann beheben. Eine technische Störung habe das Problem verursacht, so ein Sprecher der Swisscom. Die Notfalltreffpunkte wurden im Verlauf des Freitagmorgens ausser Betrieb genommen.
Wiederholte Störung bei der Swisscom
Es war nicht das erste Mal, dass aufgrund einer Störung bei der Swisscom die Notrufnummern ausfallen. Bereits 2020 kam es zu mehreren solchen Vorfällen. Das Bundesamt für Kommunikation hatte damals eine Untersuchung angekündigt. Und auch verschiedene Politiker hatten angekündigt, aktiv zu werden.