
Wenn es gegen die Grippe geht, spannen Apotheker und Ärzte zusammen
Die Beziehung zwischen Ärzten und Apothekern ist – gelinde gesagt – nicht die beste. Ärzte mögen es überhaupt nicht, wenn Apotheker anfangen, «zu dökterlen», wie es Jürg Lareida, Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes, nennt. Wenn Apotheker sich schon aufspielten wie Ärzte, dann müsse diesen im Gegenzug die Abgabe von Medikamenten zugestanden werden. Im Aargau müssen Medikamente nämlich grundsätzlich in der Apotheke gekauft werden.
Jetzt haben ausgerechnet die Präsidenten der beiden Berufsverbände eine gemeinsame Mitteilung verschickt. Darin informieren sie, dass Aargauer Ärzte und Apotheker den Grippeimpftag am 3. November zum ersten Mal gemeinsam durchführen. Noch vor drei Jahren bemängelten die Ärzte, die Privatsphäre der Patienten sei in der Apotheke zu wenig geschützt und ausserdem sei man dort nicht für einen Notfall gerüstet.
Piksen darf nur der Arzt
Was ist also passiert? «Wir strecken einfach die Hand aus», sagt Lareida. «Obwohl die Apotheker weiterhin gegen uns arbeiten.» Er habe in einem Gespräch mit Lukas Korner, Präsident des Aargauischen Apothekerverbands, das Thema aufgebracht, weil er eine «gemeinsame Regelung» finden wollte. Es ergebe nämlich in Bezug auf eine hohe Durchimpfungsrate Sinn, bei der Grippeimpfung zusammenzuarbeiten.
Das sieht Lukas Korner gleich: «Die Sorge der Ärzte, dass wir in Zukunft gleich alle Impfungen in der Apotheke anbieten wollen, ist aber nicht berechtigt», sagt er. «Wir wollen die Ärzte ja nicht konkurrieren.» Ausserdem dürften die Apotheker im Aargau ja nach wie vor gar nicht selber impfen: «Wir stellen auch dieses Jahr einen Arzt an, der unsere Kundinnen und Kunden impft.» Die Möglichkeit, sich in der Apotheke impfen zu lassen, sei gerade für jene Personen sinnvoll, die gesund sind und nicht extra einen Termin beim Hausarzt vereinbaren möchten.
Heftige Grippewelle erwartet
Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt vor allem Personen mit erhöhtem Komplikationsrisiko, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Das sind zum Beispiel Senioren oder chronisch kranke Menschen. Aber auch Personen, die beruflich oder privat mit Risikopatienten zu tun haben, rät das Bundesamt zur Impfung.
Noch sind die Grippeviren nicht in der Schweiz. «Der Peak ist frühestens ab Weihnachten», sagt Lareida. Die Prognosen lassen dieses Jahr eine eher heftige Grippewelle erwarten. Als Indikator gelten jeweils die Zahlen von der Südhalbkugel: «In Australien war es dieses Jahr eine zünftige Epidemie», sagt Lareida. Deshalb legt er zumindest der Risikogruppe eine Impfung nahe. Wer sich impfen lassen möchte, sollte dies am besten bis Ende November tun.
«Der Impfschutz wirkt nach etwa zehn Tagen voll», sagt Lareida. Sich schon im September zu impfen, ergebe hingeben wenig Sinn: «Die Wirkung hält nur drei oder vier Monate.»
Am nationalen Impftag am 3. November kann man sich ohne Voranmeldung in den teilnehmenden Arztpraxen oder Apotheken im Aargau gegen Grippe impfen lassen. (Noemi Lea Landolt/AZ)