
Wer bietet am meisten für die Autonummer AG 55? – Kanton nimmt damit jährlich eine Million Franken ein
Seit über 20 Jahren versteigert der Kanton Aargau besonders tiefe Auto- und Töffnummern, die von Personen zurückkommen, die verstorben sind oder ihr Fahrzeug nicht mehr neu einlösen. Zwar kann man eine tiefe Nummer innerhalb der Familie – etwa an Tochter oder Sohn – weitergeben, man darf sie aber nicht verkaufen. Automobilisten sind zwar im Besitz ihrer Nummer, sie gehört aber dem Strassenverkehrsamt, es vergibt sie nur leihweise.
Jährlich nimmt der Kanton so rund eine Million Franken ein
Solche besonderen Nummern kommen in eine Online-Auktion. Auf diesem Weg nimmt der Aargau jährlich rund eine Million Franken ein. Letztes Jahr sogar 1,185 Millionen Franken. Das sagt Richard Spathelf, stellvertretender Chef des Strassenverkehrsamts und seit Anbeginn der Nummern-Auktionen im Jahr 1999 zuständig für diese Auktionen.
Auch in diesem Jahr hat Finanzdirektor Markus Dieth Grund zur Freude, denn diese Einnahmen fliessen direkt in die Kantonskasse. Bis am 26. August hat das Strassenverkehrsamt auf diese Weise in diesem Jahr bereits 942000 Franken eingenommen.
Dieser Betrag wird bis Ende Dezember noch merklich steigen. Denn am 2. September werden auf der Steigerungsplattform zwei besondere Leckerbissen angekündigt, ab 9. September kann man dafür online bieten. Es sind die Autonummern AG 55 und AG 555555 (vgl. Bild). Das Minimalgebot wird je 2000 Franken betragen.
Bisheriger Rekordhalter ist seit über 20 Jahren das Nummernschild AG 25, für das einst ein Bieter 70 000 Franken auf den Tisch legte. Es wird sich zeigen, ob jemand für eine dieser Nummern gar noch mehr zu zahlen bereit ist.
Wenn bei einer nicht aussergewöhnlichen Nummer die Post abgeht
Spathelfs Erfahrung ist, dass schon für eine ganz normale fünfstellige AG-Nummer über 1000 Franken erzielt werden können. Unlängst ging bei einer solchen – aus ihrer Sicht nicht aussergewöhnlichen – Nummer richtiggehend die Post ab.
Spathelf wurde misstrauisch, checkte, ob womöglich Fakebieter am Werk waren. Er stellte fest, dass die Bieter alle asiatische Namen hatten. Offenkundig bedeutete die Nummer für sie eine Glückszahl. Der glückliche Gewinner holte das Nummernpaar jedenfalls ab und zahlte den Steigerungspreis anstandslos.
Wer bieten will, muss allerdings aufpassen. Denn es werden jeweils zeitlich Auto- und Töffnummern versteigert. Beides wird zwar klar deklariert. Gleichwohl boten unlängst gleich zwei Autofahrer irrtümlich für eine Töffnummer. Sie meldeten sich aufgeregt beim Strassenverkehrsamt, und hatten Glück. Sie wurden nämlich von anderen Interessenten überboten.
Sonst hätten sie die Nummer nehmen müssen. Denn abgegebene Gebote sind verbindlich. Wenn jemand in der Hitze des Gefechts mehr bietet als er zahlen kann, gilt das nicht als Ausrede. Allenfalls kann man einen Abzahlungsplan vereinbaren. Doch wer nicht zahlt, wird in letzter Konsequenz betrieben. Allfällige Spassbieter müssen sich also warm anziehen.
Kann man auch eine Nummer ersteigern, wenn man nicht im Aargau wohnt?
Kann man eigentlich auch eine Nummer ersteigern, wenn man gar nicht im Aargau wohnt? Ja, das geht, sagt Spathelf. Allerdings muss das Fahrzeug mit der AG-Nummer im Aargau stationiert sein. Wenn also jemand zum Beispiel in Basel wohnt, am Hallwilersee ein Wochenendhäuschen hat und das Auto immer dort steht, kann er das machen.
Auf bilaterale Deals lässt sich das Strassenverkehrsamt nicht ein. Wenn also jemand anruft und sagt, wenn sie das Schild aus dem Netz nehmen, zahle er sofort so und soviel, wird das nicht gemacht. Auktionen enden jeweils an einem Abend um 21 Uhr. Spathelf: «Das machen wir bewusst so, damit man in Ruhe und ganz bewusst bieten kann, und nicht etwa am frühen Abend im Pendlerstress ein Gebot abgibt, das man sonst nicht machen würde.»
Überbietet jemand unmittelbar vor 21 Uhr das bestehende Gebot, verlängert sich die Auktion pro neues Gebot um fünf Minuten. Man habe schon erlebt, dass sich Interessenten bis zwei Stunden lang gegenseitig überboten, sagt Spathelf. Ob das auch bei AG 55 und AG 555 555 passiert, erfahren wir am späten Abend des 22. September, denn dann gehen diese Auktionen zu Ende.