Ammann Roland Kuster bei Siegesrede emotional: «Ohne meine Familie würde ich nicht hier stehen»
Im zweiten Anlauf hat Wettingens Gemeindeammann die Wiederwahl doch noch geschafft. Die Erleichterung ist Roland Kuster (Die Mitte) anzuhören: «Ich freue mich sehr darüber, dass die Wahl nun vorbei ist und ich Wettingen noch einmal vier Jahre als Ammann vertreten darf», sagte er kurz nach Bekanntgabe des Resultats am Telefon.
Zuerst feierte er seinen Sieg zu Hause, bevor er dann am Abend im Festzelt auf dem Wettinger Lindenplatz bei Steimer Weinbau mit Familie, Freunden und Gemeinderatskollegen anstiess. Kuster liess es sich nicht nehmen, sich in einer Ansprache für die Unterstützung zu bedanken. Gegen Ende wurde er ungewohnt emotional:
«Der Grund, warum ich hier stehe, ist meine Familie, die nach dem ersten Wahlgang gesagt hat, hör zu Papi, du gibst jetzt nicht klein bei.»
Dann brach dem dreifachen Vater kurz die Stimme bevor er mit einem «Danke vielmal» seine Frau umarmte.
Diesmal holte er 1301 Stimmen mehr als sein Herausforderer Andrea Bova (parteilos). Im ersten Wahlgang lag der Unterschied der beiden Konkurrenten bei gerade einmal 156 Stimmen. Beide hatten das absolute Mehr verpasst, weshalb es am Sonntag zum zweiten Wahlgang gekommen ist. Bova hatte sich aufgrund seiner schweren Krankheit aber aus dem Ammann-Rennen zurückgezogen. Nun vereinte Kuster 3840 Stimmen auf sich, Bova kam trotz seines Rückzugs immer noch auf 2539 Stimmen, bei einer Wahlbeteiligung von 55,8 Prozent.
Herausfordernder Wahlkampf für Kuster
Kusters Wiederwahl schien im Vorfeld alles andere als sicher, weil Bova immer noch gewählt werden konnte. Laut kantonalen Bestimmungen hatte er mit der Anmeldung für den zweiten Wahlgang bereits eine allfällige Wahl angenommen. Einige setzten trotz Rückzugs auf Bova, um im Frühling Neuwahlen zu erzwingen.
Das machte den Wahlkampf von Kuster zu einer besonderen Herausforderung: «Die Rahmenbedingungen waren sehr speziell, ich juble nicht», so Kuster. Er rechnete zwar mit einer Mehrheit, weil er in den vergangenen Wochen viele positive Rückmeldungen erhielt. Trotzdem: «Es gab auch Situationen, die riefen Zweifel hervor.» Er sei nun einfach froh, dass ein Entscheid gefallen ist und er seine Arbeit fortsetzen könne.
«Mit viel Gift geschossen worden»
Auch die Wettinger Mitte-Parteipräsidentin Ursi Depentor zeigt sich erleichtert. Die Anspannung vor der Bekanntgabe des Resultats sei gross gewesen: «Nun freuen wir uns riesig, dass es doch noch geklappt hat.» Sie wünsche sich jetzt nur noch, dass Andrea Bova Roland Kuster persönlich zu seinem Sieg gratuliere: «Er wünschte sich einen fairen Wahlkampf, und auch wenn er sich nach seinem Rückzug nicht mehr eingemischt hat und nichts dafür konnte, so ist anderweitig mit viel Gift geschossen worden.» Das sei ihr persönlich und ihrer Partei sehr nahe gegangen:
«Wir kennen Roland Kuster und wissen, wie er arbeitet. Wir sind mehr als zufrieden mit ihm.»
Sie hätten ihn in den letzten Jahren von einer anderen Seite kennen gelernt und seien ein gutes Team. Umso glücklicher seien sie nun, dass sie die Arbeit für Wettingen gemeinsam fortsetzen können. Die Mitte schaue zuversichtlich in die nächste Legislaturperiode. «Wir konnten mit Roland Kuster in der Vergangenheit einiges erreichen und wünschen ihm weiterhin viel Freude in seiner Amtszeit», sagt Depentor. Er übe sein Amt mit viel Freude und Herzblut aus.
Auch sie bedankt sich bei Kusters Familie für die Unterstützung: «Sie hat ihm in den letzten Wochen viel Rückhalt gegeben, mit ihm mitgefiebert und stärkte ihm den Rücken. Das war ganz viel Wert.»
Markus Haas wird im Februar als Gemeinderat zur Wahl stehen
In Wettingen sind die Wahlen aber noch nicht ganz vorbei: Im Frühling muss für Andrea Bovas Gemeinderatssitz, den er im Herbst eroberte und aufgrund seiner Krankheit wieder freigab, ein Ersatz gefunden werden.
Nach der Wiederwahl von Kuster hofft Depentor darauf, dass Markus Haas (FDP) erneut antritt. Dieser war die vergangenen vier Jahre als Gemeinderat für das Ressort Soziales verantwortlich, schaffte an den Erneuerungswahlen im Herbst die Wahl ins Gremium aber nicht mehr. Haas hatte nach Bovas Demission als Gemeinderat erklärt, dass er zuerst den zweiten Wahlgang abwarten wolle, bevor er einen Entscheid treffe, noch einmal anzutreten.
Das wird er nun, wie er der AZ bestätigt: «Ich habe in den vergangenen Wochen viele positive Rückmeldungen erhalten und viel Wertschätzung gespürt.» Mit der Wahl von Kuster sei für ihn nun klar: «Wenn mich meine Partei nominiert, dann werde ich zur Wahl antreten.»