
Wirtschaftsumfrage: Ein Freudenbecher mit einem Schuss Wermut
Sie hat Tradition, die Wirtschaftsumfrage der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK). Zum 40. Mal wurden deren Mitglieder darüber befragt, wie ihre Befindlichkeit ist, wie sie das Geschäftsjahr 2017 erlebt haben und wie sie die Aussichten für das aktuelle Jahr beurteilen (kantonale Zahlen und Beurteilungen auf Seite 10).
Zofingen als Spiegelbild
Im Kanton haben sich 480 der insgesamt 1750 AIHK-Mitgliedsfirmen beteiligt. Das scheint wenig, ist aber gewichtet mit der Zahl der Arbeitsplätze in den antwortenden Unternehmen eine statistisch relevante Grösse. Im Bezirk Zofingen sind es 39 Firmen mit 4259 Mitarbeitenden. Und nun wird es schwierig: Einblick in Zukunftsperspektive und -strategie gibt wohl kaum ein dem Wettbewerb ausgesetzter Unternehmer. Deshalb wurden die Fragebogen anonymisiert. Grosso modo ist die Region Zofingen ein verkleinertes Spiegelbild des Kantons – unter dem Strich ist die Wirtschaft im Aufwind. Gut geht es im Aargau der Chemie- und Pharmabranche, welche regelrecht boomt – trotz teurem Franken steigende Exportzahlen ausweist. Peter Gehler ist Kommunikationschef des Pharmazulieferers Siegfried, aber auch Präsident der Wirtschaft Region Zofingen (wrz) und damit einer Sektion der AIHK. Er sagt: «Die Siegfried AG wächst und exportiert 90 Prozent der Produktion.»
Schlechter beurteilen Umfrageteilnehmer aus der Medien- und Druckindustrie ihre Situation und Zukunft. Ob sich Unternehmen dieser Branche aus der Region Zofingen an der Umfrage beteiligt haben, ist eine offene Frage. Dennoch: Das laufende Jahr wird so schlecht wie das verflossene beurteilt – Optimismus klingt anders. Was meint wrz-Präsident Peter Gehler? «Die Druckbranche ist in einer schwierigen Situation, aber hat ihre Chancen.» Er nimmt die Zofinger «Drucker» als zukunftsorientiert und kreativ wahr– was auch für die Zulieferfirmen der PrintIndustrie gelte. Eine gute Auftragslage haben Architektur- und Ingenieurbüros. Dennoch machen sich laut Umfrage Zukunftssorgen breit. Die Ursache? Das Überangebot an Mietwohnungen – der Boom flacht ab.
Neue Jobs in gefragten Berufen
Was bedeutet das Ganze für uns Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer? Generell: Im Aargau planen die Umfrageteilnehmenden 2018 ihre Stellenetats um 1,7 Prozent aufzustocken (Zofingen: 0,2 Prozent). An was es mangelt, sind qualifizierte Leute an der Werkbank. «Eine Kauffrau lässt sich leicht finden», sagt Lüscher von der AIHK, «nicht aber ein Polymechaniker.»
