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Einwohnerratswahlflyer: Wohler Star-Werber Dennis Lück kürt die Tops und Flops

Dennis Lück kann es sich nicht verkneifen, ein spontanes «Oh weh!» beim Anblick der acht Wahlprospekte der Wohler Einwohnerratsparteien. Die Unterlagen wurden den Wahlberechtigten vor einiger Zeit zugestellt und sollen ihnen bei der Wahl helfen. Doch tun sie das wirklich? Wie beurteilt ein Profi die Drucksachen, die in den Wohler Briefkästen gelandet sind?

Die AZ lud Lück deshalb ein, die Drucksacken aus der Sicht des professionellen Werbers unter die Lupe zu nehmen. Der 44-jährige Wohler war bis vor einem Jahr Kreativchef bei Jung von Matt Limmat und heimste für seine Arbeit schon Dutzende von Auszeichnungen ein.

Seit einem Jahr führt der Schweizer Werber des Jahres 2017 die Schweizer Agentur Brinkert Lück Creatives und arbeitete massgeblich an der Wahlkampagne für SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit. Er muss wissen, wie es gelingt, die Kandidaten möglichst gut zu präsentieren.

Ein Pluspunkt für die Grünen

Lück schaut sich die Prospekte genau an und liest deren Inhalte. Auf den ersten Blick gefällt ihm der Auftritt der Grünen. Er mag den Prospekt der Partei auch deshalb, weil er an eine Schülerzeitung erinnert und für die Produktion wohl keine unnötigen Ressourcen verschwendet wurden. Er sagt:

«Wenn ich den Prospekt aufklappe, dann sehe ich, wofür jeder einzelne Kandidat einsteht, das gibt schon mal einen Pluspunkt.»

Positiv fallen ihm die Unterlagen der Grünliberalen Partei auf. Die GLP setzt auf eine bunte Illustration auf dem Cover. Das gefällt Lück: «Damit sticht die Partei aus dem Meer der vielen Gruppenfotos positiv hervor.» Die Illustration sei mit viel Liebe zum Detail gemacht worden, fügt er an.

Werber Dennis Lück zeigt, was ihm am Wahlprospekt der Grünen besonders gefällt. 

Mit Inhalten auffallen und den Kandidaten das Wort geben

Gemeinsam mit seiner Frau Sandra schaut er die Prospekte nochmals durch. Sein Urteil:

«Es haben es alle versäumt, mit wenigen Worten zu sagen, wofür sie einstehen. Ich sehe hier die übliche Sauce mit viel bla bla.»

Die Kandidatenbilder der FDP assoziiert Dennis Lück mit dem Film-Cover von «The Usual Suspects».

Man müsse mit Inhalten auffallen und den Kandidaten das Wort geben, rät Lück den Parteien. Dann zieht er die Wahlunterlagen der EVP hervor und sagt: «Hier wurde jedem Kandidaten die Chance gegeben, sich vorzustellen und einen persönlichen Touch reinzubringen, das gefällt mir.»

Das Cover des Films «The Usual Suspects» aus dem Jahr 1995.

Lück nimmt den FDP-Prospekt zur Hand, schaut ihn genau durch und findet: «Die FDP kommuniziert ihre Inhalte am schlechtesten, die Kandidaten des Dorfteils Anglikon folgen ihnen dabei aber ganz dicht auf den Fersen.» Die Slogans, dass sie sich für ein modernes und attraktives Wohlen einsetzen, findet er abgedroschen und inhaltslos.

Nach einer kurzen Internetrecherche weiss er auch, woran ihn die Kandidatenbilder der FDP erinnern: an den Film «The Usual Suspects». Tatsächlich mahnt der weisse Hintergrund mit den schwarzen Querstreifen an das Cover des Filmes aus dem Jahr 1995.

Nach gut einer halben Stunde steht der Gewinner fest

Doch nicht nur Inhalte, sondern auch die Kandidierenden interessieren den dreifachen Vater. Wie verhält es sich mit den Geschlechtern und wie alt sind die Kandidaten?

Die SVP sei die älteste Partei, mit den meisten ergrauten Kandidaten, stellt er fest. Vielleicht hätten sie deshalb auch einen schwarz-weissen Auftritt gewählt, fragt er augenzwinkernd.

Die SP hingegen, habe es geschafft, Kandidatinnen und Kandidaten verschiedener Generationen zu präsentieren. In dieser Hinsicht sei sie die klare Siegerin.

Die Gewinner im Rennen um die besten Wahlunterlagen: die GLP.

Nach gut einer halben Stunde intensiver Auseinandersetzung mit den Wahlunterlagen steht sein Verdikt fest:

«Für mich ist die GLP die Siegerin. Ihr Prospekt gefällt mir sehr gut, er ist mit viel Liebe zum Detail illustriert worden. Darin zeigt die Partei auf anschauliche Art und Weise auf, was ihr wichtig ist und wofür sie einsteht.»