GLP verdoppelt ihre Sitze, FDP verliert zwei von sechs – das ist der neue Wohler Einwohnerrat
Die GLP ist ganz klar die Gewinnerin der Wohler Einwohnerratswahlen. «Wir haben gesagt, wir wollen unsere Sitze von drei auf sechs verdoppeln, und das haben wir auch geschafft», freut sich Fraktionspräsident Simon Sax. Ein Grund für dieses gute Ergebnis ist sicher die starke Liste der jungen Partei, die bekannte Namen wie Kanti-Rektor Matthias Angst oder Dennis Andermatt, Wohler Sekundar- und Reallehrer, präsentierte. «Sie und viele andere Kandidierende kannte man bereits von ihren Engagements ausserhalb der Partei», so Sax.
Die beiden Neuen Andermatt (1213 Stimmen) und Angst (1152) wurden beide glanzvoll gewählt. Sie erzielten sogar das bessere Resultat als die Bisherigen Simon Sax (1112) und Julia Frischknecht (1077). Den fünften und sechsten Sitz für die GLP dürfen die beiden Neuen Philipp Stäger (898) und Olivier Parvex (854) einnehmen.
«Unsere bisherigen Tätigkeiten im Einwohnerrat waren sachorientiert und konstruktiv. In Wohlen gibt es grosse Themen, die wir angehen müssen, Schaumschlägerei bringt dabei niemandem etwas. Das war sicher auch ein Grund für unser gutes Ergebnis», vermutet Sax. Dass Dennis Andermatt künftig mit ihnen diese konstruktive Arbeit fortführen wird, ahnte der Fraktionspräsident bereits. Für den Neugewählten kommt das Ergebnis aber trotzdem überraschend. Andermatt sagt:
«Alle rundherum haben mir gesagt, ich müsse damit rechnen, dass ich gewinne, aber ich habe es dennoch nicht erwartet.»
Andermatt erhielt aber nicht nur Stimmen der eigenen Partei. «Du warst quer durch die politische Landschaft auf den Wahlzetteln vertreten, wie die Statistik zeigt. Das gelingt der GLP im Allgemeinen gut, aber bei dir war das speziell auffällig», sagt Sax zu seinem neuen Fraktionskollegen.
Der Neugewählte Matthias Angst freut sich nebst seinem Sieg vor allem über die neuen GLP-Parlamentssitze. «Damit erhalten wir gewaltig viel mehr Gewicht, das uns hilft, als Partei Bereiche wie die Mobilität oder die Bildung in Wohlen voranzutreiben und gut diskutierte Lösungen zu erreichen», sagte er.
Die Mitte: Das beste Einzelresultat erzielt Präsident Lütolf
Ebenfalls einen Sitz gutmachen konnte die Mitte. Sie glich damit den Sitzverlust im Gemeinderat, den sie mit der Abwahl von Paul Huwiler im September hinnehmen musste, ein wenig aus. Parteipräsident Harry Lütolf erhielt denn auch das allerbeste Wahlresultat des gesamten Einwohnerrats: 1691 Wohlerinnen und Wohler haben für ihn gestimmt.
Bei ihm war die Freude über dieses gute Resultat gross. «Ich musste in letzter Zeit einiges an Kritik einstecken. Nun habe ich eine gewisse Legitimation und die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im Rücken. Das tut mir gut und gibt mir Antrieb, um zusammen mit der Partei unsere Ideen umsetzen zu können», sagt Lütolf.
Gemeinsam wolle die Mitte im Einwohnerrat das Thema Gesundheit in Wohlen angehen. Lütolf erzählt:
«Dass wir als grösste Gemeinde keine Kinderarztpraxis haben, ist ein Skandal. Auch bei den Hausärzten haben wir einen Mangel, das wollen wir ändern.»
Weiter wollen sie sich den Themen Verkehr, Tagesschulen und Infrastruktur widmen.
Neben Harry Lütolf wurden auch alle anderen Bisherigen der Mitte im Amt bestätigt: Michelle Gregor (1227 Stimmen), Fraktionspräsidentin Stefanie Dietrich (1196), deren Vater und derzeitiger Einwohnerratspräsident Meinrad Meyer (1154), Sonja Isler (1135), Ruedi Donat (1090) und Daniel Heinrich (1069). Sie werden neu vom 40-jährigen Unternehmer Marc Donat (897) unterstützt.
Die guten Resultat führt Parteipräsident Lütolf auf die Vorarbeit der vergangenen vier Jahren zurück:
«Fast die Hälfte aller eingereichten Vorstösse der letzten Legislatur kommt von uns.»
Die Fraktion hätte nie einfach abgenickt, sondern immer kritisch hingeschaut, «und das, obwohl wir zwei Parteimitglieder im Gemeinderat hatten. Ich glaube, die Bevölkerung hat das erkannt», vermutet Lütolf. Bezüglich Gemeinderat hofft er, dass sich künftig die Kommunikation zum Parlament verbessere: «Ich möchte den Gemeinderat in die Pflicht nehmen, uns besser zuzuhören. Wir haben uns im Parlament oft nicht ernstgenommen gefühlt, so kommt es, dass es ruppig wird.»
FDP: 21-Jährige verdrängt Werner Dörig aus dem Rat
Die Verliererin der Einwohnerratswahlen ist die Wohler FDP. Sie verliert gleich zwei Sitze und muss von deren sechs auf vier zurückkrebsen. Hier hat sich das Phänomen der Mitte umgedreht: Die FDP hat im September den Sprung in den Gemeinderat geschafft, dafür verliert sie nun gleich zwei Sitze im Einwohnerrat.
Von den Bisherigen wurden einzig Parteipräsident Thomas Hoffmann (1076 Stimmen), Dieter Stäger (821) und Samuel Keller (774) wiedergewählt. Der pensionierte Polizist Werner Dörig verpasste die Wiederwahl mit seinen 727 Stimmen knapp. An seiner Stelle rundet die 21-jährige Kauffrau Francine Koch mit 734 Stimmen das FDP-Quartett ab. Der Bisherige Thomas Geissmann hat nicht mehr kandidiert.
Vor zwei Monaten feierte die FDP Wohlen mit der Wahl von Denise Strasser in den Gemeinderat noch bei strahlendem Sonnenschein. Die Wunden leckte sie sich nun bei vorwinterlichem Schneeregen im Saal des Restaurant Rössli. Zu feiern gab es wenig, die Stimmung war dem Wahlresultat – und dem Wetter – entsprechend.
«Wir haben klar verloren, dass müssen wir sagen.» Für FDP-Ortsparteipräsident Thomas Hoffmann ist es denn auch nur ein schwacher Trost, dass er selbst mit dem besten Resultat seiner Partei wiedergewählt worden ist. «Die Partei hat verloren, da hilft auch mein gutes Resultat nicht viel.»
Dass die FDP gleich mit zwei Sitzverlusten abgestraft wurde, kann Hoffmann nur schwer begreifen. Er ist überzeugt:
«Wir haben keine schlechte Politik gemacht. An der Qualität kann es nicht gelegen haben.»
Dass der vor vier Jahren nur knapp gewonnene zusätzliche Sitz wackeln könnte, damit sei zu rechnen gewesen. Aber: «Gleich zwei Sitze, damit hätten wir nicht gerechnet.» Zur Hypothek wurde, dass Thomas Geissmann, 2017 noch mit dem besten Resultat seiner Partei gewählt, nicht mehr antrat. Auch den Sitz von Neu-Gemeinderätin Denise Strasser zu verteidigen, sei keine einfache Aufgabe gewesen.
«Das Wahlverhalten hat sich in den letzten Jahren geändert», beobachtet Hoffmann. «Grün ist sexy, liberal ist in», erklärt er sich den Wahlerfolg der Grünliberalen. Zudem sei die GLP – im Gegensatz zu seiner Partei – mit vielen bekannten Gesichtern angetreten. Aber auch den Trend, dass vermehrt junge Leute und Frauen gewählt haben, hat er beobachtet.
Eine, die all das in persona vereint, ist Francine Koch. Die 21-Jährige hat von ihrem Vater am Telefon erfahren, dass sie gewählt worden ist. Freudig gibt sie zu:
«Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet.»
Die Bankberaterin erklärt sich ihren Wahlerfolg damit, dass sie schon auf ihren Wahlplakaten die Themen Umwelt und Wirtschaft in Einklang brachte. Und nicht zuletzt, mutmasst sie, könnte auch die Mobilisierung der Jungen durch die Covid-Vorlage auf Bundesebene ihr einige Stimmen dieser Generation eingebracht haben.
Der einen Freud, des anderen Leid: Für Werner Dörig war es ein schwarzer Tag. Die zwei Sitzverluste seiner Partei schmerzen den Rentner dabei fast noch mehr, als seine Nicht-Wiederwahl. Er sagt aber sichtlich geknickt:
«Eine Abwahl schmerzt natürlich immer. Wer etwas anderes behauptet, der lügt.»
Persönlich nimmt er das Verdikt der Stimmenden – er erzielte nur sieben Stimmen weniger als Koch – jedoch nicht. Dass mit Francine Koch eine junge Frau seinen Platz einnehme, sei für ihn «ein Fingerzeig für einen Generationenwechsel». Dörig, der schon von 1996 bis 2005 im Einwohnerrat sass, will sich nun aus der aktiven Politik zurückziehen. Das biete auch Vorteile: «Dass ich nicht mehr in der Öffentlichkeit stehe und politisieren muss, darauf freue ich mich.»
SVP: Sie verliert einen Sitz und ist nun eine reine Männerrunde
Die Partei mit den meisten Sitzen im Einwohnerrat ist und bleibt die SVP. Dennoch muss auch sie bluten und einen davon abgeben. Auf ihren neu zehn Stühlen im Einwohnerrat sitzt eine reine Männerrunde, beide Frauen (Annelise Steiner und Monika Alder) wurden abgewählt. Ebenso der Bisherige Daniel Meier und der gerade erst Nachgerutschte Walter Badertscher.
Am meisten Stimmen hat Marc Läuffer (1076) erhalten. Ihm folgen Parteipräsident Roland Büchi (1046), Jonathan Nicoll (984) und Fraktionspräsident Peter Christen (971). Erst an fünfter Stelle wurde Peter Tanner (912) gewählt, was deshalb erstaunlich ist, weil er auf Listenplatz 1 stand und bereits zwischen 2000 und 2015 im Einwohnerrat sass. Damals sagte er, er wolle Platz für die Jungen machen, jetzt ist er zurück.
Weiter wurden Max Hüsser (907 Stimmen, bisher), Manfred Breitschmid (900), Adrian Kündig (899, bisher), Andreas Eberhart (887, bisher) und Renato-Raffaele Huebscher (883) gewählt.
SP: Manimanakis ist zurück, Allenspach und Vukajlovic dafür weg
Auch die SP muss einen Sitzverlust im Einwohnerrat hinnehmen. Statt sieben hat sie nur noch sechs. Dabei wurden Simone Allenspach und Milenko Vukajlovic abgewählt. Sepp Muff ist nicht mehr angetreten. Darum haben die Sozialdemokraten nun zwei Neue in ihren Reihen. Eine davon ist aber gar nicht so neu: Corinne Manimanakis war bereits von 2006 bis 2017 für die SP im Wohler Einwohnerrat. Nun hat sie mit 998 Stimmen das drittbeste Resultat der Partei erzielt.
Vor ihr reihen sich einzig Gemeinderatskandidatin Laura Pascolin (1302 Stimmen) und Parteipräsident und derzeitiger Ratsvizepräsident Cyrille Meier (1086) ein. Ausserdem wurden Valentin Meier (943, bisher), Laura Matter (779) und Mergim Gutaj (742, bisher) gewählt.
Grüne, Dorfteil Anglikon und EVP: keine Veränderungen
Bei den beiden Parteien Grüne und EVP sowie dem Verein Dorfteil Anglikon gab es dagegen keinerlei Veränderungen. Die Grünen treten weiterhin im Trio auf: Franziska Matter (1026, bisher), Anna Keller (870, bisher) und Patrick Schmid (696, bisher). Der Dorfteil Anglikon zählt weiterhin seine beiden Vertreter Hans-Rudolf Meyer (572, bisher) und Mika Heinsalo (548, bisher). Und für die EVP politisiert weiterhin Beate Zimmermann (479, bisher).