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Zweimal Mitte, einmal SP: Diese drei erhielten die meisten Stimmen an den Einwohnerratswahlen

Der grosse Wahltag ist vorbei, Wohlen hat ab Neujahr einen neu zusammengesetzten Einwohnerrat. Einige können es noch immer nicht glauben, dass sie gewonnen haben. Andere können es auch nicht glauben, aber dass sie verloren haben. Woran lag das? Woher kamen all die Stimmen?

Drei Zahlen sind sehr einfach zu eruieren: Die drei Ratsmitglieder, die am meisten Stimmen erhalten haben, sind Harry Lütolf (Die Mitte, 1691 Stimmen), Laura Pascolin (SP, 1302) und Michelle Gregor (Die Mitte, 1227).

Harry Lütolf (Die Mitte, 1691 Stimmen)

Laura Pascolin (SP, 1302)

Michelle Gregor (Die Mitte, 1227)

Dennis Andermatt (GLP, 1213)

Stefanie Dietrich-Meyer (Die Mitte, 1196)

Meinrad Meyer (Die Mitte, 1154)

Matthias Angst (GLP, 1152)

Sonja Isler-Rüttimann (Die Mitte, 1135)

Simon Sax (GLP, 1112)

Ruedi Donat (Die Mitte, 1090)

Auf dieser Liste ist erkennbar, wer generell die meisten Stimmen gesammelt hat. Die Stimmen kommen zum Grossteil von der eigenen Partei. Jedoch nicht nur.

Von der eigenen Partei wird man rasch gewählt. Im Einwohnerrat ist es aber auch immer wichtig, wie man auf alle anderen Parteien und deren Wählerschaft wirkt. Ist man konsensfähig? Tritt man stark auf? Wirkt man kompetent? Wird man überhaupt wahrgenommen? Diese Fragen können aus der Statistik nicht beantwortet werden. Allerdings zeigt sie, welche Politikerinnen und Politiker die meisten Stimmen von anderen Parteien erhalten haben – und von welchen.

Fast alle Präsidenten der grösseren Parteien an der Panaschierspitze

Die angesprochene Statistik ist die Panaschierstatistik. Denn die Wohlerinnen und Wohler hatten wie bei allen Wahlen drei Möglichkeiten, wenn sie denn wählen gingen. Erstens konnten sie kommentarlos eine der acht Wahllisten in ihr Wahlcouvert stecken. Zweitens konnten sie sich für eine Liste entscheiden, dort einzelne Namen streichen und durch andere ergänzen (panaschieren). Drittens konnten sie eine leere Liste nehmen und diese mit ihren Wunschkandidatinnen und -kandidaten füllen.

Das haben viele auch getan. Und daraus ergibt sich ein spannendes Bild. Denn hier sieht die Liste nicht mehr ganz gleich aus:

Harry Lütolf (Die Mitte, 851 andere Stimmen)

Laura Pascolin (SP, 722)

Franziska Matter Schlein (Grüne, 697)

Dennis Andermatt (GLP, 623)

Thomas Hoffmann (FDP, 581)

Matthias Angst (GLP, 575)

Simon Sax (GLP, 551)

Anna Keller (Grüne, 540)

Cyrille Meier (SP, 535)

Michelle Gregor (Die Mitte, 533)

Deutlich wird vor allem eines: Viele Partei- oder Fraktionspräsidentinnen und -präsidenten stehen in der Top-Ten-Liste der Panaschierstimmen. Franziska Matter Schlein, Fraktionspräsidentin der Grünen, liegt mit total 1026 Stimmen beispielsweise eher im vorderen Mittelfeld. Dagegen haben sie 697 Leute gewählt, die grundsätzlich nicht die Grünen-Liste eingeworfen haben. Damit liegt sie an dritter Stelle auf der Panaschierrangliste.

Ebenso sieht es bei Thomas Hoffmann aus, dem Präsidenten der FDP Wohlen. Er hat total 1076 Stimmen erhalten, davon 581 von anderen Parteilisten. GLP-Parteipräsident Simon Sax erhielt von total 1112 Stimmen 551 panaschierte. Auch SP-Präsident Cyrille Meier schaffte es mit 535 panaschierten von total 1086 Stimmen auf die Top-Ten-Liste.

SVP erhielt kaum panaschierte Stimmen, GLP dagegen viele

Zum Vergleich: Die einzige der grossen Parteien, die kaum panaschierte Stimmen erhalten hat, ist die SVP. Ihre Spitzenreiter, Marc Läuffer und Parteipräsident Roland Büchi, erhielten lediglich 220 beziehungsweise 204 Stimmen von anderen Listen. Und zwar hauptsächlich von der Mitte und der FDP. Harry Lütolf dagegen konnte von allen Parteilisten viele Stimmen für sich verbuchen. Laura Pascolin erhielt von der SVP kaum Stimmen, von allen anderen Parteien aber schon.

Zudem zeigt die Panaschierstatistik, dass der GLP genau das gelungen ist, womit sie geworben hat. Sie hat nicht bekannte Politikerinnen und Politiker ins Rennen geschickt, sondern Leute, die im Dorf aus anderen Gründen positiv aufgefallen sind. So ist es erklärbar, dass die beiden neuen GLP-Gesichter Dennis Andermatt und Matthias Angst sich neben GLP-Präsident Simon Sax und der bisherigen GLP-Einwohnerrätin Julia Frischknecht in die Top Ten der Panaschierstatistik mausern konnten.

Sie hievten sich von den hinteren Plätzen in den Einwohnerrat

Ein ganz anderes Thema, das die Wahlstatistiken hergeben, sind Auf- und Absteiger in den Listen. Hier kann die SVP für einmal punkten. So konnte sich der Unternehmer Renato-Raffaele Huebscher von Listenplatz 26 auf den 10. und letzten Einwohnerratssitz hieven. Ebenso schaffte es Manfred Breitschmid, der 72-jährige ehemalige Stiftungsleiter der Bremgarter St.-Josef-Stiftung, sich vom 19. auf den 7. Platz zu kämpfen, womit er ebenfalls in den Rat einziehen darf.

Eine weitere Siegerin ist die 26-jährige Lehrerin Laura Matter, die es vom 15. Listenplatz auf Rang 5 geschafft hat und so bald für die SP im Einwohnerrat politisieren kann. Zwei Plätze vor ihr hat sich Corinne Manimanakis eingereiht, die auf dem 9. Listenplatz gestartet hat. Ihr Vorteil dürfe es sein, dass sie bereits von 2006 bis 2017 für die SP im Wohler Einwohnerrat sass.

Und auch die Mitte hat einen Aufsteiger zu verzeichnen. Der 40-jährige Unternehmer Marc Donat hat den Sprung vom 16. Listenplatz auf Rang 8 geschafft. Da die Mitte einen zusätzlichen 8. Sitz dazugewonnen hat, wird er ab 2022 ebenfalls im Rat sitzen dürfen.