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Warum Dürrenäsch nicht mit Seon und Hallwil fusionieren will: «Wir sind noch nicht parat»

Eine Fusion ist in Dürrenäsch vorerst gescheitert.

«Wenn ich eine Partnerschaft eingehe, bin ich noch lange nicht verheiratet», sagte Gemeinderätin und zukünftige Frau Vizeammann Vroni Merz an der Gemeindeversammlung in Dürrenäsch am Freitagabend. Merz wollte den Stimmberechtigten damit vor allem eines klarmachen: Stimmen sie dem Kredit von maximal 120’000 Franken für Fusionsabklärungen zu, geht es noch lange nicht um eine Fusion, es werden erst vertiefte Abklärungen gemacht. Doch zu diesen Abklärungen wird es vorerst nicht kommen. Der Souverän lehnte den Kredit klar mit 54 Nein- zu 33 Ja-Stimmen ab. In Stein gemeisselt ist diese Entscheidung noch nicht, sie unterliegt dem fakultativen Referendum. In Seon und Hallwil wird am 26. November über den Fusionskredit abgestimmt.

Informationsveranstaltung habe für mehr Unruhe als Ruhe gesorgt

Gründe, wieso der Souverän derzeit nicht fusionieren möchte, gibt es einige. Ein Votant sorgte sich um die Steuerkraft pro Einwohner, welche sich in Dürrenäsch bei einer Fusion verschlechtern könnte. Der externe Berater Peter Weber beruhigte ihn jedoch: «Es ist wichtig, den gesamten Finanzplan zu beachten, eine Gemeinde kann auch mit einer tieferen Steuerkraft gute Ergebnisse erzielen.»

Ein weiterer Votant störte sich am Fahrplan. «Ich habe das Gefühl, dass wir sehr kurzfristig informiert wurden. Das Traktandum hat heute Abend zudem zu wenig Platz und Zeit», sagte er. Die Informationsveranstaltung, welche Ende Oktober in Seon stattfand, habe bei ihm für mehr Unruhe als Ruhe gesorgt. Er wolle die Fusionsidee keinesfalls schlechtmachen, aber es sei nicht an der Zeit dafür. «Wir sind noch nicht parat.» Dürrenäsch habe zudem noch einige andere Hausaufgaben, welche die Gemeinde zuerst erledigen müsse.

Ein weiterer Dürrenäscher pflichtete seinem Vorredner bei. Auch er sei an der Informationsveranstaltung gewesen, «ich hatte nicht das Gefühl, dass da grosse Euphorie aufgekommen ist». Ein Votant sprach sich für den Kredit aus, wenn auch nicht unbedingt für einen Zusammenschluss. «Ich bin nicht der Überzeugung, dass es eine Fusion geben muss. Aber wir wollen wissen, wovon wir reden.» Er glaube nicht, dass Informationsveranstaltungen viel bringen, es brauche Besprechungen in kleinen Gruppen.

Der Souverän will lieber mit Leutwil fusionieren

Ein Votant hatte zwei Anträge im Gepäck: Beim ersten handelte es sich um einen Zusatzantrag, der vermeiden sollte, dass die Dürrenäscher plötzlich nur mit einer Gemeinde fusionieren. Dürrenäsch soll nur in die Verhandlungen eintreten, wenn drei Gemeinden daran teilnehmen. «Eine Verhandlung nur mit Seon wäre zu einseitig und mit Hallwil hätten wir einen zu kleinen Hebel», erklärte er. Sollte neben Dürrenäsch nur eine andere Gemeinde dem Kredit zustimmen, verlangte der Zusatzantrag, dass die Gespräche sistiert werden, bis eine dritte oder vierte Gemeinde gefunden wird. Der Antrag kam bei den Dürrenäscherinnen und Dürrenäscher gut an. 58 bewilligten ihn, nur 12 waren dagegen. Da der Souverän aber wenig später den Kredit für die Abklärungen der Fusion ablehnte, wurde der Zusatzantrag hinfällig.

Fusion mit Leutwil wurde bereits vor zwei Jahren abgeklärt

Der zweite Antrag befasste sich auch mit einer Fusion. Jedoch nicht mit derjenigen mit Seon und Hallwil. Zur Abstimmung kam er deshalb unter dem Traktandum «Verschiedenes». Mit dem Antrag wurde der Dürrenäscher Gemeinderat beauftrag, Gespräche mit Leutwil betreffend eines möglichen Zusammenschlusses zu führen. Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Gemeinden darüber diskutieren. Im November 2019 erhielt der Gemeinderat Leutwil ebenfalls den Auftrag, ein Zusammenschluss zu prüfen. Damals füllten beide Gemeinderäte einen Fragebogen aus. «Es gab damals Aspekte mit guten Realisierungschancen, aber auch solche mit wenig Chancen», so Vroni Merz während ihrer Präsentation des Traktandums zum Fusionskredit. Für eine Fusion brauche es zwei fusionswillige Gemeinden:

«Aktuell gibt es wenig Erfolgschancen.»

Kooperationen jeglicher Art seien jedoch möglich und werden auf allen Ebenen gemeindeübergreifend gesucht.

Der Antragsteller war von den Chancen, die eine Fusion bieten könnte, überzeugt. Hier sei die Situation auch in historischer und topografischer Sicht eine andere, als bei Seon und Hallwil. Seine Überzeugung teilte ein grosse Mehrheit der Anwesenden. 61 der 97 anwesenden Stimmberechtigten befürworteten den Überweisungsantrag.