Zwei Jahre nach dem Rücktritt aus dem Aargauer Regierungsrat: Franziska Roth ist jetzt Mediatorin

Die ehemalige Aargauer Regierungsrätin Franziska Roth hat sich beruflich weitergebildet: Sie ist nun Mediatorin. Das geht aus der Website ihrer Anwaltskanzlei mit Sitz im zürcherischen Dielsdorf hervor. Aufgrund ihres beruflichen Werdeganges, etwa als langjährige Bezirksgerichtspräsidentin, bringe sie viel Erfahrung in verschiedenen Rechts- und Lebensbereichen mit. «Jetzt möchte ich den Schwerpunkt meines Wirkens darauflegen, Konfliktparteien auf ihrem Weg zur Konfliktlösung zu unterstützen. Die Mediation ist ein hervorragendes Instrument dazu», schreibt Roth.

«Ziel ist es, Konflikte gar nicht entstehen zu lassen»

Sie habe die Ausbildung zur Mediatorin absolviert und könne sagen, dass sie «Mediatorin aus Überzeugung» sei. Neben der Mediation bietet Roth auch Beratungen zu Erbschaft und Testament sowie Trennung und Scheidung an. Ziel einer Beratung sei, nach Möglichkeit Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen, oder dann wiederum mit mediativen Ansätzen oder einer Mediation dauerhaft zu lösen. Gegenüber der AZ will Roth zu ihrer beruflichen Neuausrichtung keine Stellung nehmen.

Franziska Roth ist studierte Juristin und hat das Anwaltspatent. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Anwältin und Bezirksgerichtspräsidentin in Brugg zog Roth 2017 als Quereinsteigerin für die SVP in den Aargauer Regierungsrat ein. Ihre gesamte Amtszeit als Vorsteherin des Departements für Gesundheit und Soziales war von Friktionen geprägt.

Der heutige Gesundheitsdirektor Gallati zeigte Verständnis für Roth-Kritik

Schon im Wahlkampf fiel Roth mit seltsamen Äusserungen auf, etwa mit der Forderung nach einer Schule wie vor 40 Jahren. Nach ihrer Wahl in den Regierungsrat kamen ungewöhnlich häufige Personalwechsel in ihrem Departement hinzu. Roth entliess mehrere Führungskräfte, andere verliessen das Departement aus eigenem Antrieb. Umstrittene Abgangsentschädigungen, interne Streitigkeiten und schlechte Kommunikation führten zu Zweifel an Roths Fähigkeit, das Regierungsamt professionell auszuführen.

Die Kritik aus verschiedenen politischen Lagern wurde immer lauter, im Grossen Rat wurde Roth ein Mangel an Respekt und Vertrauen gegenüber dem Parlament vorgeworfen. Der damalige SVP-Fraktionschef Jean-Pierre Gallati, der später als Nachfolger von Roth in den Regierungsrat gewählt wurde, äusserte damals Verständnis für die Kritik an seiner Parteikollegin.

Kritik an Franziska Roth: Sabina Freiermuth (FDP) liest die Fraktionserklärung vor.

Kritik an Franziska Roth: Sabina Freiermuth (FDP) liest die Fraktionserklärung vor.

Claudio Thoma

Roth tritt zuerst aus der SVP aus und dann aus dem Regierungsrat zurück

Im Frühling 2019 überschlugen sich dann die Ereignisse: Zuerst entzog der Gesamtregierungsrat Franziska Roth das wichtige Dossier zum Kantonsspital Aarau und ordnete eine externe Untersuchung ihres Departements an. Schon im Mai 2018 hatte eine Mitarbeiterbefragung des Kantons gezeigt, dass die Angestellten im Departement Gesundheit und Soziales den Bereich «Strategie und Leadership», also die Kernaufgaben von Franziska Roth, sehr negativ bewerteten

Kurz darauf folgte Roths Austritt aus der SVP, bei einer Medienkonferenz kritisierte sie die Führung ihrer Partei massiv. Eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Fraktionsspitze sowie der Geschäftsleitung der SVP Aargau sei nicht mehr möglich, sagte die Juristin damals. Sie sei erschüttert, wie verletzend einzelne Parteikader mit ihr umgegangen seien, sagte Roth. «Die Geschäftsleitung der SVP Aargau hat mich ultimativ zum Rücktritt aufgefordert.» Im Juni 2019 gab die Juristin dann ihren Rücktritt aus dem Regierungsrat bekannt.

 

SVP Aargau sprach Roth «Willen, Interesse und Talent» ab

Kurz danach verschickte die SVP Aargau eine Mitteilung. Die Partei entschuldigte sich bei den Aargauerinnen und Aargauern für die Nomination der politischen Quereinsteigerin im Sommer 2016. Der Regierungsrätin mangle es an «Willen, Interesse und Talent» und ihr Arbeitseinsatz sei ungenügend, hiess es darin.

 

Die frühere Bezirksrichterin Roth war seit Anfang 2017 als Regierungsrätin im Amt. Sie hatte sich im zweiten Wahlgang vom November 2016 deutlich gegen Nationalrätin Yvonne Feri (SP) und Grossrätin Maya Bally (BDP) durchgesetzt. Mit der Wahl von Franziska Roth war die SVP erstmals mit zwei Sitzen in der fünf Mitglieder zählenden Regierung vertreten. Roth eroberte den Sitz der abtretenden Susanne Hochuli (Grüne) und übernahm deren Departement Gesundheit und Soziales.