Zweikampf um Aargauer SVP-Präsidium: Glarner kündigt Brandrede an – Jäggi will mit Sachpolitik punkten

Spider von Rolf Jäggi
Spider von Rolf Jäggi
Spider von Andreas Glarner
Spider von Andreas Glarner

Nationalrat Thomas Burgherr gibt nach acht Jahren das Präsidium der SVP Aargau ab. Am 15. Januar wählt der Parteitag in Lupfig seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin. Innerhalb der von der Partei vorgegebenen Frist meldeten Nationalrat Andres Glarner (Oberwil-Lieli) und Grossrat Rolf Jäggi (Egliswil) ihre Kandidatur an. Am Parteitag können allerdings  weitere Kandidierende ins Spiel gebracht werden, wie Parteisekretär Pascal Furer in einer Mitteilung schreibt. Anzunehmen ist allerdings, dass die Ausmarchung zwischen den beiden offiziell gemeldeten Kandidaten stattfinden wird.

Warum wollen die beiden die SVP präsidieren, die im Aargau zwar weiterhin mit Abstand die grösste Partei ist, bei den Nationalratswahlen aber einen gehörigen Dämpfer bekommen hat? Die SVP und ihre Politik seien ihm eine Herzensangelegenheit, sagt Rolf Jäggi (50 Jahre). Deshalb würde er die Partei gern in die Grossrats- und Regierungs-Gesamterneuerungswahl 2020 führen. Sein Ziel wäre, mindestens die 45 Grossrats- sowie beide Regierungssitze zu halten. sagt Jäggi.

Die SVP kam 2016 auf 32 Prozent Wähleranteil. Er würde sich auch freuen, mit der neuen Fraktionspräsidentin, Désirée Stutz, eng zusammenzuarbeiten. Wie will er Erfolg haben? Die SVP Aargau müsse nachhaltige Sachpolitik betreiben. Neben den Themen wie Ausländer- und Asylpolitik müsse gegen einen EU-Beitritt gekämpft werden, so Jäggi. Die hohe Fachkompetenz in den Orts- oder Bezirksparteien, in der Grossratsfraktion oder bei den Bundesparlamentariern müsse man gezielt abholen und bündeln: «Auf Fragen, die die Aargauerinnen und Aargauer haben, müssen wir Antworten haben und Lösungen aufzeigen.»      

«Man soll unzweideutig wissen, wofür die SVP steht»

Warum will Andreas Glarner (57 Jahre) Präsident werden? «Ich bin überzeugt, dass ich das kann, und ich will es», sagt Glarner. «Ich habe als Präsident unserer Grossrats-Fraktion zehn Jahre lang gezeigt, wie man das macht. Ich trete aber auch an, um eine Auswahl zu ermöglichen.» Dass er die Grossratswahlen 2020 noch gross beeinflussen kann, glaubt er aber nicht: Dafür sei es schon zu spät. Im Gegensatz zu Jäggi will Glarner bereits  auf  die Nationalratswahlen 2023 fokussieren. «Wir müssen wieder so stark werden, wie wir es 2015 waren.» Heisst, die 2019 verlorenen 6,5 Prozent Wähleranteile wieder wettmachen.

Falls er gewählt werde, würde er dafür besorgt sein, «dass man unzweideutig weiss, wofür die SVP steht, dass man uns wahrnimmt. Das werde ich am Parteitag in einer Brandrede darlegen.» Aber kann man mit einem so betont pointiertem Auftreten wirklich zusätzliche Wählerinnen und Wähler holen? Es gelte in erster Linie, die zahllosen SVP-Wählerinnen und -wähler, die im Herbst 2019 daheim geblieben sind, an die Urne zurück zu holen, antwortet Glarner. Der «Doucement»-Kurs der letzten beiden Jahre auf nationaler Ebene habe sich jedenfalls nicht ausgezahlt. Er wolle aber nicht die Präsidentschaft von Thomas Burgherr kritisieren, fügt er an. Burgherr sei in einer sehr schwierigen Zeit Präsident gewesen, etwa aufgrund der Querelen um Franziska Roth und Luzi Stamm.

Ist Glarner nicht schon zu weit weg von der kantonalen Politik?Dass er seit vier Jahren in Bern politisiert, sehe er überhaupt nicht als Nachteil, macht Glarner – früher langjähriger Gemeindeammann in Oberwil-Lieli – klar. Er sei  genug nahe an der kantonalen Politik, ist er überzeugt. Als Parteipräsident wäre er ja auch an den Fraktionssitzungen dabei. Und als Mitglied der engeren Geschäftsleitung der SVP Schweiz «könnte ich Anliegen aus dem Aargau dort ganz direkt einbringen. Ausserdem bin ich im Nationalrat  jetzt auch Mitglied der Gesundheitskommission.»

Die nötige Zeit sei auch kein Problem: «Als selbstständiger Unternehmer kann ich meine Zeit selbst einteilen.»

Als kantonaler Parlamentarier näher bei kantonalen Themen»

Wo ist das Präsidium einer Kantonalpartei am besten aufgehoben? Das Präsidium müsse in den Händen eines Bundes- oder eines Kantonsparlamentariers sein, ist Jäggi überzeugt, und sagt: «Als kantonaler Parlamentarier bin ich näher bei der Grossratsfraktion und den kantonalen Themen, während nationale Parlamentarier näher bei den nationalen Themen sind». Natürlich gebe es in der SVP wie andernorts auch verschiedene Positionen. Er trüge als Präsident die Verantwortung dafür, dass die Partei, nachdem ein Thema intern ausdiskutiert ist, nach aussen geeint auftritt», sagt Jäggi und betont: «Der Ton macht die Musik.» Die Zeit für das Präsidium nähme er sich gern, sagt Jäggi, der als Sachpolitiker gilt. Im Fall einer Wahl würde er allerdings weiter vollzeitlich den Werkschutz des Kernkraftwerks Beznau leiten. Zeit geschaffen hat er sich aber durch seinen Rücktritt als langjähriger Gemeindeammann von Egliswil per Ende 2019.

Ist es für ihn nicht ein Nachteil, dass man ihn zwar aus seiner Arbeit in der SVP-Findungskommission parteiintern gut kennt, Andreas Glarner aber sogar national sehr bekannt ist? Er gelte wohl als Schaffer, der bisher eher gegen innen gewirkt habe, antwortet Jäggi: «In der SVP kennen mich aber die meisten. Andreas Glarner und ich sind verschiedene Charaktere. Inhaltlich stehen wir aber für genau das gleiche. Es ist an den Delegierten, zu entscheiden.»