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Wenn sich ein älterer Mann über Frauen nervt – eine Szene aus den Wohler Wahlen 

Es war so knapp wie nie, mit nur einer einzigen Stimme Vorsprung gewann Thomas Burkard (Grüne) die Vizeammannwahl gegen den Bisherigen Roland Vogt (SVP). 1917 Stimmen erhielt Burkard, 1916 Vogt. Doch um ein Haar wäre es vermutlich unentschieden ausgegangen.

Denn folgende Geschichte könnte man sich kaum ausdenken. Aus gut unterrichteten Kreisen ist bestätigt worden, dass es sich genau so abgespielt hat. Szene: das Wohler Wahllokal am Wahltag. Ein älterer Herr kommt herein, seine Stimmunterlagen in der Hand. Da sieht er, dass alle Offiziellen, die hier sitzen und dafür sorgen, dass die Wahlen nach allen Regeln ablaufen, Frauen sind.

Der Mann wird fuchsteufelswild. Es scheint ihn tatsächlich wütend zu machen, dass er seine Stimmzettel nicht in Anwesenheit eines anderen Mannes in die Urne werfen kann. Er beginnt zu wettern und zerreisst in seiner Wut gar seine Stimmzettel. Noch immer vor sich hin schimpfend, verlässt er das Wahllokal wieder, die Stimmzettel im Mülleimer statt in der Urne.

Ohne werten zu wollen, kann man bei einem Herrn, der so wenig von Frauen hält, tendenziell wohl eher davon ausgehen, dass er nicht den grünen Vizeammannkandidaten gewählt hätte. Das hätte vielleicht Noch-Vizeammann Roland Vogt eine Stimme mehr eingebracht. Und diese eine Stimme hätte das Zünglein an der Waage sein können. Es hätte 1917 zu 1917 gestanden.

Der Blick ins Gesetz über die politischen Rechte des Kantons Aargau zeigt: Bei gleicher Stimmenzahl entscheidet in allen Wahlgängen das Los. Bei Gemeindewahlen ist dafür der Präsidenten des Wahlbüros zuständig. So hat sich der ältere Herr durch seine Frauenfeindlichkeit also – mit grosser Wahrscheinlichkeit – ins eigene Fleisch geschnitten. Ja, manchmal kann man dem Karma bei der Arbeit zuschauen.

Aber: Es wurden laut Protokoll auch 138 ungültige Wahlzettel eingeworfen oder zugeschickt. Also war der ältere Herr nicht der einzige, der hätte das Zünglein an der Waage sein können.