
Der Headliner ist immer derselbe
Zum 29. Mal werde ich Anfang August wieder auf dem Heitern stehen und irgendetwas berichten, wenn’s denn unbedingt sein muss.
Sie werden verstehen, dass es mir nach all den Jahren nicht mehr möglich ist, die einzelnen Open Air-Ausgaben in meinem Kopf voneinander zu trennen. Hunderte von Bands haben gespielt, einige fand ich wirklich gut, andere weniger, aber alle waren laut. In manchen Jahren war es heiss, in anderen hat es geregnet. Jedes Jahr habe ich irgendetwas verloren da oben und manchmal schier den Verstand. Und das Gehör. Jedes Jahr habe ich erschreckend viel Geld ausgegeben für verkochte Penne und etwas Raclettekäse auf einem Stück Ruchbrot. Die allergrösste Geldverschwendung war allerdings eine (In Zahlen: 1!) gekochte Kartoffel mit etwas Crème fraÎche drauf für 6 Franken. Einmal drehte ich ein paar Runden auf einem Riesenrad, alle paar Jahre stolperte ich mit der Kamera quer über den Zeltplatz, immer wieder traf ich Leute, die mir aus den Vorjahren bekannt vorkamen, an deren Namen ich mich allerdings nicht mehr erinnern konnte.
All das ist allerdings nebensächlich, denn der Headliner ist im Grunde immer derselbe: er kostet vier Franken 50, wird in Plastikbecher (und hoffentlich bald in Einwegbecher, aber bitte 0,5 Liter, wenn’s geht!) abgefüllt und beinhaltet Hopfen, Malz und Wasser: Das Bier. Seele eines jeden Open Airs. Ein Open Air ohne Bier wäre wie Fasnacht mit Verkleidungsverbot. Diese Meinung teilen sicherlich 75% der Festivalbesucher, die restlichen 25% stehen wahrscheinlich eher auf Schnäpse. Nüchterne Menschen findet man an Open Airs nach dem Eindunkeln kaum. Irgendwie verständlich, denn nüchtern würde zumindest ich es keine halbe Stunde unter 12‘000 lärmenden Menschen aushalten. Problematisch am Bier ist prinzipiell gar nichts, bis auf eine klitzekleine Nebensächlichkeit: Ich verbringe jedes Jahr mindestens vier Tage auf dem Heitere. Das sind sicherlich 40 Stunden, in denen mindestens ein Mal pro Stunde Hopfentee verabreicht werden muss. Jetzt dürfen Sie gerne rechnen! Was Sie hingegen nicht dürfen: Mir erzählen, während der Arbeit sei Alkohol tabu. Denn Arbeit nennen wir doch nur Tätigkeiten, für die man Geld bekommt, nicht ausgibt, oder?