Sie sind hier: Home > Schweiz + Welt > Weniger Geld, weniger Lärm: So massiv hat Corona den Flughafen Zürich beeinflusst

Weniger Geld, weniger Lärm: So massiv hat Corona den Flughafen Zürich beeinflusst

Die Pandemie brachte die Luftfahrt im vergangenen Jahr beinahe zum Erliegen. Wie stark Corona den Flughafen Zürich getroffen hat, zeigt der am Freitag veröffentlichte «Flughafenbericht 2021» des Zürcher Regierungsrats auf. «Ein Jahr zum Vergessen», fasste Carmen Walker-Späh die jährliche Bilanz vor den Medien zusammen. Die Regierungsrätin erinnerte jedoch daran, dass der Flughafen im Jahr vor der Pandemie mit verschiedenen Rekorden aufwartete. Die Fallhöhe war also besonders hoch. Der Flughafenbericht bezieht sich jeweils auf Vorjahr – und damit im aktuellen Fall auf das erste Pandemiejahr.

Damals blieben wegen des Lockdowns grosse Teile der Gastronomie, Geschäfte und Services am Flughafen für fast zwei Monate zu. Dies hatte – zusammen mit dem eingeschränkten Flugverkehr – grossen Einfluss auf den Geschäftsgang der Flughafen Zürich AG (FZAG) und den Zürcher Fluglärm-Index. Beide würden sich denn auch «deutlich» von den Entwicklungen der vorherigen Jahre unterscheiden.

Regierungsrat ist zufrieden mit Flughafen

Wie FZAG-Chef Stephan Widrig sagte, rechnet er nach einer «ersten, leichten Erholung» im laufenden Jahr aufgrund der neuen Omikron-Variante nun wieder mit einem Rückgang der Fluggäste auf noch zehn Millionen respektive einen Drittel des Vorkrisenniveaus im laufenden Jahr.

So wies der Flughafen 2020 mit 69 Millionen Franken erstmals seit 2001 wieder einen Verlust aus – und dies gleich in Rekordhöhe. Da die FZAG gut aufgestellt war, habe sie jedoch keine Überbrückungsfinanzierung beim Bund beantragen müssen. Wie Stephan Widrig weiter sagte, rechnet er auch im laufenden Jahr mit roten Zahlen. Dennoch hält die Regierung im Flughafenbericht fest, die strategischen Ziele seien weitgehend erreicht worden – etwa die Erreichbarkeit des Wirtschaftsstandortes Zürich. Die FZAG habe die Gesellschaft «erfolgreich durch die grösste Krise geführt».

Swiss korrigiert Prognosen wieder nach unten

«Die Situation bleibt für uns ganz schwierig», sagte Dieter Vranckx. «In den letzten Wochen hat sich vieles verändert», sagte der Swiss-Chef. Dennoch wolle die Fluggesellschaft an Zürich als vollwertigem Drehkreuz festhalten. Aufgrund der fünften Coronawelle, und erst recht mit dem Auftreten der Omikron-Variante in den letzten Tagen, habe Swiss ihre Passagierprognosen jedoch wieder nach unten angepasst.

Die Flugbewegungen lagen im vergangenen Jahr mit rund 111’000 knapp 60 Prozent unter dem Vorjahr. Entsprechend gingen auch die Starts und Landungen in der Zeit zwischen 23.30 und 00.30 Uhr zurück, die für den bewilligungsfreien Abbau von Verspätungen vorgesehen ist. Insgesamt wurden 321 Flüge von Grossflugzeugen gezählt. Ausserdem erteilte die FZAG 56 Einzelbewilligungen für die Zeit nach 23.30 Uhr. Im Vorjahr waren es noch 2359 Flüge respektive 207 Einzelbewilligungen. Mögliche Verstösse gegen die Nachtflugordnung gab es keine.

Weniger Menschen von Fluglärm gestört

Diese Rückgänge haben auch Einfluss auf die Fluglärmbelastung der Bevölkerung. Diese wird im Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) abgebildet, der im Wachzustand stark belästigte Personen (HA) und die in der Nacht durch Fluglärm im Schlaf gestörten Personen (HSD) erfasst. Der HA-Wert sank im vergangenen Jahr um 65 Prozent auf 12’272 Personen, der HSD-Wert um 86 Prozent auf 3195 Personen. Der ZFI-Monitoringwert 2020 liege damit um mehr als 31’500 Personen (-67 Prozent) unter dem Richtwert und um 42’800 Personen (-73 Prozent) unter dem Monitoringwert von 2019.

Das soll auch nach der Coronapandemie möglichst so bleiben: Die Flughafenpartner werden laut Regierungsrat ihre Bemühungen, den Lärm zu mindern, weiter vorantreiben. Ausserdem hätten Massnahmen, welche die Sicherheit verbessern sollen, Potenzial, um Fortschritte bei der Lärmsituation zu erreichen. Der Regierungsrat geht darum daher davon aus, dass sich die Lärmsituation in der Flughafenregion im Vergleich zu vor der Pandemie «insgesamt weiter verbessern wird».