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«Harfe war mir zu heilig, um es zu studieren»: Harfenistin Saskia Beck unterrichtet mit Bildern, Tanz und Gesang

ist 34 Jahre alt und wohnt in Lommiswil. Sie hat als Kind mit Harfenspielen begonnen. Nach ihrem Schulabschluss machte sie den Bachelor in Vermittlung von Kunst und Design. Während sie als Zeichenlehrerin arbeitete, nahm sie weiterhin Harfenunterricht, gab Konzerte und begann, Harfenschüler anzunehmen. Seit neun Jahren unterrichtet sie an der Musikschule BeLoSe Harfe und macht nun noch ihren Master in Musik in spezifischen Kontexten mit Schwerpunkt Harfe. Saskia Beck lebt in Partnerschaft und hat einen Sohn.

Harfe wird ja nicht von so vielen gespielt wie zum Beispiel Klavier oder Geige. Warum, denken Sie, ist das so? Ist Harfe besonders schwierig?

Saskia: Beck: Es spielen zwar immer mehr Kinder und auch Erwachsene Harfe, aber es stimmt: Harfe ist immer noch nicht so ein häufig gespieltes Instrument. Es ist aber nicht schwieriger als andere Instrumente. Es ist aufwendiger: Eine Harfe hat 47 Saiten und ist deshalb schwierig zu stimmen. Kleine Kinder können das noch nicht, deshalb müssen ihre Eltern es lernen und jeweils für sie machen. Wenn wir ein Konzert haben, müssen die Eltern mir am Nachmittag zuerst alle Harfen zum Stimmen bringen, dann am Abend die Kinder. Eine Harfe ist auch gross und schwer, und die Väter müssen immer schleppen. Aber wenn man dazu bereit ist, den Aufwand und das Geld zu investieren, dann ist es so ein cooles Instrument.

Wie war es für Sie, als Sie mit Harfenspielen begonnen haben?

Meine Eltern haben gleich Ja gesagt. Ich hatte aber eine etwas einseitige Lehrerin. Sie war sehr klassisch orientiert, und ich habe nur nach Noten gespielt. Das hat mir nicht so entsprochen, ich wollte auch andere Musikrichtungen spielen und improvisieren. Nach der Schule hätte ich fast aufgehört.

Warum haben Sie doch weitergemacht?

Meine Mutter hat mich überzeugt, dass ich jetzt nicht einfach aufhören konnte. Ich habe dann weiter Unterricht genommen bei einer Jazz-Harfenistin, da habe ich gemerkt, dass Harfe noch viel mehr sein kann als nur Klassik. Ich habe mir auch überlegt, gleich Harfe zu studieren. Aber es war mir zu heilig. Ich wollte nicht, dass meine Liebe zum Instrument im Stress des Studiums untergeht. Ich bin aber immer weiter zu meinen Lehrerinnen gegangen, habe mir alles aufgeschrieben und habe gleichzeitig Kunst und Vermittlung studiert und bin Zeichenlehrerin geworden.

Wir Frauen sind freier denn je. Das macht es nicht nur einfacher, aber das Schöne daran ist, dass wir selbst entscheiden können, wie wir unser Leben gestalten wollen. Gerade im Familienleben ist es bei uns so, dass mein Mann auch ein grosser Teil ist vom Hüten und ins Bett bringen unseres Sohnes. Das schätze ich extrem, weil gerade mit so einer Berufung wie Harfenspielen braucht es Unterstützung, um es frei machen zu können.

Ich habe im Hintergrund mein Stück «Motivation» gespielt. Ich weiss, es ist nicht immer einfach, all unsere Rollen zu leben. Aber ich wünsche jeder Frau einen Beruf oder sogar eine Berufung und dass sie diese frei ausleben kann. Das ist so wichtig, das wünsche ich allen auf der Welt.

Und nun machen Sie doch noch den Master in Musik. Wie ist das gekommen?

Durch das Kunststudium war ich in der Kunstszene gut vernetzt. So wurde ich immer wieder für Auftritte mit der Harfe angefragt. Dann kamen nach den Konzerten Leute zu mir und fragten: «Kann ich bei dir Harfenspielen lernen?» Ich sagte immer ja, ich glaube etwas tief in mir ist einfach Lehrerin. Vor neun Jahren fing ich dann an der BeLoSe an zu unterrichten, und vor gut drei Jahren meinten sie, es brauche jetzt auch noch die dazugehörige Ausbildung. Den Harfenunterricht, den ich genommen und selbst gegeben hatte, konnte ich mir anrechnen lassen und gleich den Master machen. Ich würde also sagen, das Leben hat mich zur Harfenistin und Harfenlehrerin gemacht, und jetzt kommt noch das Diplom dazu.

Und was ist nun mit Ihrer Sorge, dass Ihnen so der Spass vergeht?

Die ist weg, weil ich mich nun einfach an einem ganz anderen Punkt in meinem Leben befinde und mit der Belastung viel besser umgehen kann. Ich mache Yoga, und ich weiss, wie ich viel üben kann, ohne die Lust zu verlieren.

Ihre erste Lehrerin war keine gute Erfahrung, nun sind Sie selbst Lehrerin. Was machen Sie anders?

Mein Unterricht ist sehr kreativ. Die Kinder dürfen tanzen, singen und malen – je nachdem, wie sie den Zugang am besten finden. Zum Beispiel kann meine Schülerin spielen und ich tanze dazu. Oder ich spiele und sie tanzt. So können schöne Melodien entstehen und die Kinder lernen, mit der Harfe umzugehen. Ich mache es so, weil es auch mir entspricht – ich tanze, singe und male so gern, und für mich ist Musik so viel – Bewegung und Bilder und Gefühl. Deswegen schreibe ich meine Masterarbeit zum Thema, wie man mit Bildern das Harfenlernen unterstützen kann.

Wie wird diese Arbeit aussehen?

Ich habe Bilder gemalt, die man beim Unterrichten anwenden könnte. Zum Beispiel für die Noten: Einen Drachen für das D, ein Clownfisch für das C. Und Bildergeschichten, die man spielen kann, wo man zum Beispiel für eine Maus einen ganz hohen Ton spielt und für einen Elefanten einen ganz tiefen. Nun mache ich noch Interviews mit acht Harfenistinnen und frage sie, wie sie bei sich Bilder beim Unterrichten verwenden. Und dann bin ich am Recherchieren, was in dem Bereich schon alles gemacht wurde, denn am Ende möchten eine Harfenkollegin und ich damit unser neues Lehrmittel herausgeben.