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Wenn die Schweizer Industrie nach Biberist pilgert, präsentiert die Suvema CNC-Weltneuheiten aus Japan

Der Andrang vor dem Hauptsitz der Suvema in Biberist lässt nur Gutes erahnen. Das 1974 in Nyon gegründete Unternehmen hat sich auf den Verkauf von CNC-Maschinen spezialisiert und versteht sich als Technologiepartner der hiesigen Industrie. Und die Industrie kam zahlreich nach Biberist, rund 250 Besucher verzeichnete die Suvema an den drei Tagen, an denen man Tür und Tor für Kunden, Lieferanten und Interessierte öffnete. Openhouse, nennen sie das Neudeutsch.

«Wir haben Weltneuheiten präsentieren können», sagt Roland Gutknecht, Suvema-CEO seit 2016. Ein Langdreher mit Werkzeugwechsler, zum Beispiel. Aber nicht nur das, auch Fachreferate von Lieferanten wie Okuma oder Citizen, beide aus Japan, lockten Gäste an. Zahlreiche Gäste, und zwar aus der ganzen Schweiz, gerade auch aus der Romandie.

Die Suvema (im Bild Alejandro Zarate) passt die Standard-Produkte ihrer japanischen Lieferanten entsprechend der Wünsche ihrer Kunden an. Das Unternehmen versteht sich als Industrie-Dienstleister. 

Rund die Hälfte der Kunden der Suvema kommt aus der französischsprachigen Schweiz. Gerade die in der Uhrenindustrie und in der Medtech-Branche tätige Kundschaft komme mehrheitlich aus der Westschweiz, wie Gutknecht erzählt. Rund zwei Drittel, schätzt er, dürften aus der Romandie kommen. Genau umgekehrt das Verhältnis in den Bereichen Formen- und Maschinenbau. Da kommen die Kunden insbesondere aus den Regionen Zürich, Winterthur, Rheintal oder Graubünden.

Die Uhrenindustrie boomt, MedTech und MEM sind ebenfalls im Hoch

Natürlich hat die Suvema auch in der Region zahlreiche Kunden. Die Industrie in Solothurn und Umgebung ist stark, die Struktur ähnelt jener in der Westschweiz. Uhrenindustrie und Medtech sind auch hier dominant. Gerade die Uhrenindustrie habe auch während der Pandemie immer investiert, so Gutknecht. «Und jetzt erlebt die Branche einen regelrechten Boom», ergänzt er. Die Medizinaltechnik hat zwar fast komplett aufgehört zu arbeiten zu Beginn der Krise. Schliesslich wurde kaum mehr operiert. Neue Hüftgelenke waren sekundär. Aber jetzt läuft auch da alles wieder auf Hochtouren.

Die Suvema stellt ganze Produktionsstrassen für ihre Kunden zusammen. Im Bild: Roy Burzykowski (links) und Mario Muff bei der Arbeit. 

Wie eigentlich die ganze Industrie. Das legt der Wirtschaftsbarometer der Solothurner Handelskammer nahe. Der Optimismus ist bei Unternehmen aus der Medizinaltechnik sowie der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie am grössten im Vergleich aller Branchen. Schon vor etwa einem Jahr hat der Aufschwung in der Industrie angefangen, wie Gutknecht erzählt. «Wir sind längst wieder auf Vorkrisenniveau. Ein bisschen fehlt beim Auftragseingang noch auf das Rekordjahr 2018», sagt der Suvema-Mitbesitzer.

Das Unternehmen wurde 1974 in Nyon durch einen Herr A. Suter gegründet. Er hatte bis dahin konventionelle Drehmaschinen für einen Genfer Hersteller verkauft. Als Okuma erste CNC-Maschinen nach Deutschland lieferte, erkannte Suter seine Chance und sicherte sich die Generalvertretung des japanischen Maschinenherstellers in der Schweiz. Unterdessen vertritt Suvema fünf japanische Hersteller offiziell und stellt für ihre Kunden ganze Produktionsstrasse zusammen. Der Name des Unternehmens leitet sich aus Suter Vente Machines ab. Seit 2019 gehört es einer Private-Equity-Gruppe und wird von Roland Gutknecht geführt, der selbst auch eine Minderheitsbeteiligung hält, genauso wie ein Teil des Managements. Er arbeitete zuvor Jahrzehnte lang in der Werkzeugmaschinen-Industrie. (sel)

Aber ja, Corona war einschneidend. Der Umsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich sei um rund 40 Prozent eingebrochen. Während sieben Monaten habe man Kurzarbeit gehabt, rund 15 Prozent im Durchschnitt, so Gutknecht. Kredite jedoch habe man nicht beantragen müssen. Die Zeit der reduzierten Auslastung hat Gutknecht genutzt, um das Unternehmen auf die Zeit nach der Krise vorzubereiten. «Wir haben unsere Halle komplett umgebaut, haben die Montage komplett neu organisiert, das Gebäude renoviert, zusätzliche Räumlichkeiten bezogen», erzählt Gutknecht.

Dinge, die man sonst fast nicht machen kann, wenn der Betrieb auf Hochtouren läuft. Weil sonst alles gestört und verzögert wird. Aber wenn die Industrie ihre Maschinen anhält, dann bleibt für einen Zulieferer wie die Suvema Zeit, sich einmal durchzuschütteln und für strengere Zeiten vorzubereiten. Denn, so Gutknecht: «Auf eine Krise folgt immer ein Aufschwung.» So wie ihn die Schweizer Industrie seit geraumer Zeit erlebt. «Die Branche ist auch dank einem Instrument wie der Kurzarbeit sehr resilient», konstatiert der Suvema-Boss.

Ganz kleine bis zu mehrere dutzend Kilo schwere Teile können auf den Maschinen bearbeitet werden, die Suvema in der Schweiz vertreibt. Das Biberister Unternehmen hat auch sehr viele Kunden in der Westschweiz, das heisst in der Uhrenindustrie und in der Medizinaltechnik. 

Die hohen Transportkosten machen auch die CNC-Maschinen teurer

Zum sechsten Mal organisieren sie den Anlass in dieser Form. 2020 fiel das Openhouse dem Virus zum Opfer. Aber jetzt ist dank Zertifikatspflicht wieder ein physisches Treffen möglich. Auch Messen gibt es wieder. Die waren virtuell ein totaler Flopp, wie Gutknecht erzählt. Und er sagt:

«Die Industriewelt funktioniert virtuell nur eingeschränkt. Wenn jemand viel Geld in einem Maschine investiert, will er die sehen.»

Online-Auftritt, Werbung, offizielle Messen – von einem Verkaufsstandpunkt funktioniere nichts so gut wie ein Openhouse. «Es lief richtig gut. Wir hatten viele ernsthafte Anfragen, konnten einige konkrete Angebote machen und hatten auch interessante Verkäufe», bilanziert Gutknecht.

Der Motor brummt wieder. Aber es ist schon wieder Sand im Getriebe. Der Containerpreis sei rund siebenmal höher als normal. Trotzdem treffen gewisse Lieferungen mit Verspätung ein. Nicht zwei, drei Tage, sondern drei bis fünf Wochen. «Entweder können die Container mit den Maschinen in Japan nicht verladen werden oder das Schiff kann im Hafen in Europa nicht andocken», so Gutknecht. Man versuche jetzt noch mehr zu optimieren, Container so gut wie möglich zu füllen. Trotzdem werde man kaum darum herumkommen, die Verkaufspreise nach oben zu korrigieren.