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Warum das Healthtech-Start-up Qumea explizit auf Solothurn setzt und wo es sein neues Daheim gefunden hat

Qumea hat mit seinem Produkt den Nerv der Zeit getroffen. Daran besteht kein Zweifel. Zusammen mit Partnern haben sie ein Radarsystem zur gezielten und gleichzeitig anonymen Patientenüberwachung entwickelt. So sollen in erster Linie Stürze von Patientinnen und Patienten in Spitälern oder Pflegeheimen verhindert und dadurch Kosten eingespart werden. Rund 60’000 Stürze verzeichnet das Schweizer Gesundheitswesen jährlich. Mit Durchschnittskosten von rund 30’000 Franken pro Sturz.

Mit Radar und App werden dank Qumea auch kleinste Bewegungen von Patientinnen und Patienten registriert. So können schlimme Stürze verhindert werden. 

Erst 2019 gegründet, hat das Start-up mit Sitz in Solothurn bereits rund 220 Radar-Anlagen installiert. In der ganzen Schweiz. Unterdessen gibt es aber dank Partnern auch Testinstallationen in Schweden, Deutschland, Spanien und Australien, wie Gründer und CEO Cyrill Gyger verrät. Denn das System hilft nicht nur Kosten zu sparen und Schmerzen zu verhindern, sondern es entlastet die Pflege massgeblich, wie man von zig Kunden wisse. Gyger sagt:

«Es hat uns beim Verkauf sicherlich auch geholfen, dass derzeit ein grosses Bewusstsein dafür herrscht, was das Gesundheitswesen leistet.»

Und so sieht die Trophäe der Sieger aus. 

Dieser Punkt habe durchaus auch eine Rolle gespielt bei der Verleihung des Innoprix der Baloise Bank SoBa, so Jürg Liechti. Als Stiftungsratspräsident ist er mit einer insgesamt sechsköpfigen Jury für die Verleihung des mit 25’000 Franken dotierten und damit wichtigsten Innovationspreises des Kantons verantwortlich. Die gesellschaftliche Relevanz des Produkts von Qumea sei ein Softfaktor gewesen beim Entscheid für das Healthtech-Start-up.

In Solothurn sollen bis Ende 2024 rund 40 Arbeitsplätze entstehen

Die zentralen Kriterien seien die Tatsache, dass es sich um eine echte Innovation handle, dass sie wirtschaftlich und technisch machbar sei und man bei Qumea Potenzial für neue Arbeitsplätze in der Region sehe. Eine begründete Hoffnung. Die Pandemie hat das Wachstum des Start-ups nicht gebremst, eher im Gegenteil.

Innert eines Jahres ist die Zahl der Mitarbeitenden von sechs auf zwölf angewachsen. Und so soll es weitergehen. Man suche händeringend und dringend zwei Softwareingenieure, in den nächsten drei Jahren sollen bis zu 40 Arbeitsplätze entstehen. In Solothurn. Das Regionale ist Gyger und seinem Team extrem wichtig. Der allergrösste Teil der Wertschöpfung fällt in Solothurn an. Hardware und Software sind «Made in Solothurn». Er sagt:

«Die Qualität ist im Gesundheitssektor absolut zentral. Das müssen wir garantieren können. Und da hilft die Nähe.»

Umzug wegen starkes Wachstums

Vier bis fünf lokale Partner sind involviert. Vom Elektronikfertiger über eine Mechanikfirma bis hin zu einem Kunststoffhersteller. Ganz unabhängig vom Ausland ist man trotzdem nicht. Lieferengpässe einzelner Elektronikkomponenten machen Gyger Sorgen. Noch kriegen sie alles. Aber zum Teil mit Lieferfristen von zwei Jahren oder zu über 20 Mal höheren Preisen als zu normalen Zeiten.

«Wir haben das Glück, dass unser Geschäftsmodell auf der Software aufbaut, wir also eine Dienstleistung verkaufen. So müssen wir bei der Hardware nicht auf jeden Rappen schauen», sagt Gyger. Deshalb halte man am Hardwarepreis fest und passe da nichts an, trotz Preisexplosion gewisser Komponenten.

Fast alle Qumea-Mitarbeitenden waren an der Feier im Stadttheater Olten dabei. Den Erfolg wollte man gemeinsam zelebrieren.

Das Unternehmen ist so stark gewachsen, dass es umziehen muss. Aber es ist schon klar, dass Qumea Solothurn treu bleibt, von der Vorstadt zum Westbahnhof zieht. Aber zuerst wird der Preis gefeiert. Mit einem gemeinsamen Essen. Deswegen sind die Sieger aus Solothurn auch fast komplett (11 von 12 Mitarbeitenden) angereist. Gyger: «Uns sind solche Teamanlässe extrem wichtig. Wir gehen auch zusammen ins Skiweekend, haben ein Weihnachtsessen und treffen uns gerne mal auf ein Glas Wein.» Firmenkultur heisst das, einer der gewichtigsten Faktoren im Kampf um Fachkräfte.