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Nach Maskenpflicht an Oberstufe: Schulleiter-Präsident fordert Testpflicht auf allen Stufen

Vergangene Woche hat es Wolfwil erwischt. In mehreren Klassen der Primarschule wurden Kinder positiv getestet – 40 sind es mittlerweile, vier Klassen sind in Quarantäne und im Fernunterricht. Die gute Nachricht: «Wir haben bis jetzt keine Kenntnis von einem Kind, das schwere Symptome hat», sagt Gemeinderat Mirko Ackermann. Er betont auch: «Wir haben alle Vorschriften eingehalten. Doch wenn das Virus da ist, ist man machtlos.» Vor Wolfwil kam es in Rüttenen zu einem grösseren Ausbruch.

Immer mehr Ansteckungen bei schulpflichtigen Kindern: Dieser Trend ist im ganzen Kanton festzustellen: 67 waren es vergangene Woche. 50 in der Vorwoche, zwischen 20 und 30 davor. 20 Klassen waren zuletzt in Quarantäne. Wie die Situation diese Woche aussieht, ist noch nicht klar. Zwar treffen jeweils Donnerstags die Resultate der Pooltests ein – veröffentlicht werden diese aber erst später. Dem Volksschulamt liegen sie aber natürlich schon vor. Und der Kanton hat nun reagiert.

Per nächsten Montag erlässt er an der Oberstufe, also ab der 7. Klasse, eine Maskenpflicht für Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen. Diese gilt vorerst bis am 24 Dezember.

Fernunterricht soll vermieden werden

Mit Massnahmen an Schulen war der Kanton bisher sehr zurückhaltend. Und auf Stufe Primarschule bleibt das auch so. Der Fokus ist klar. Andreas Walter, Leiter des Volksschulamts:

«Oberstes Ziel ist es, einen möglichst ungestörten Schulbetrieb vor Ort zu gewährleisten.»

Mathias Stricker.

Eine Haltung, die von Mathias Stricker, Präsident der Solothurner Lehrerinnen und Lehrer, geteilt wird: «Das soziale Zusammensein ist in der Entwicklung extrem wichtig. Fernunterricht kann das nicht ersetzen.» Dabei geht es nicht nur um das Recht der Kinder auf Bildung, sondern auch darum, die Eltern zu entlasten.

Dass es dabei zu Ansteckungen unter den Kindern kommt, wird bis zu einem gewissen Grad in Kauf genommen. Denn die Schutzmassnahmen sind vor allem reaktiv. Zwar achten die Schulen darauf, regelmässig zu lüften, oder dass die Kinder ihre Hände waschen. Doch die steigenden Zahlen zeigen, dass das nicht ausreicht.

Darüber hinaus setzt das Volksschulamt darauf, Ansteckungsketten zu unterbrechen. Heisst: Sobald Fälle entdeckt werden, werden Ausbruchsuntersuchungen durchgeführt und je nachdem Quarantänen oder eine temporäre Maskenpflicht ab der 5. Klasse angeordnet.

Doch damit das möglich wird, müssen positive Fälle erst entdeckt werden. Zentral dafür sind regelmässige Tests. Walter:

«Die Erfahrung zeigt eindrücklich, repetitives Testen reduziert die Übertragung und Verbreitung innerhalb von Schulen.»

Schulleiter-Präsident fordert weitere Massnahmen

Den Schulen ist es jedoch freigestellt, ob sie an den repetitiven Tests mitmachen. Und darüber hinaus ist es den Eltern freigestellt, ob ihre Kinder wöchentlich in ein Röhrchen spucken müssen oder nicht. Das bedeutet im Endeffekt: Knapp zwei Drittel der Schulkinder werden aktuell regelmässig getestet. Das heisst auch: Bei einem Drittel hat man keine Ahnung.

Adrian van der Floe.

Hier würde Adrian van der Floe, Präsident des Solothurner Schulleiterverbands, gerne reagieren:

«Solange die Tests freiwillig bleiben, erwischen wir nie alle Ansteckungen. Bei einem Testobligatorium würden wir mehr wissen.»

Ob ein solches rechtlich überhaupt zulässig wäre, ist nicht wirklich klar. Auf jeden Fall bräuchte es eine Verfügung des Kantons. Lehrerpräsident Stricker spricht sich allerdings dagegen aus: «Eine Testpflicht für Kinder kommt für uns nicht in Frage.» Was sich der Lehrerverband allerdings vorstellen könnte – sollte sich die Lage weiter zuspitzen: Die Schulen zu verpflichten, repetitive Tests anzubieten. Eine Testpflicht ist im Moment aber kein Thema beim Kanton.

Noch in einem anderen Punkt wäre Adrian van der Floe gerne weiter gegangen: «Aufgrund der Erfahrungswerte wäre eine Maskenpflicht ab der 5. Klasse sinnvoll.» Doch auch das ist aktuell kein Thema.