Solothurn macht’s wie ein deutscher Supermarkt: Was hat der Kanton mit seinem geschützten Werbespruch vor?
Der Slogan ist griffig. So griffig, dass die Solothurner Verwaltung vorgesorgt hat. Sie will verhindern, dass sich noch jemand dessen bedienen kann: «Hier bin ich richtig», lautet der Claim, mit dem sich der Kanton künftig öffentlich positionieren will. Auf Anfrage bestätigt Andrea Affolter, die Medienbeauftragte des Regierungsrats, entsprechende Pläne der Behörden.
Das zuständige Personalamt hat für den Slogan rechtlichen Schutz beantragt. Konkret liess es eine Kombination aus dem Kantonslogo und dem Werbespruch beim Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum eintragen. Die Berner Markeninspektoren liessen sich für ihre Prüfung mehrere Monate Zeit, denn abzuklären gab es da so einiges. Dann genehmigten sie schliesslich die Eintragung und stellten den sogenannten Schutztitel aus. Und so besitzt der Kanton unterdessen offiziell die Markenrechte dafür.
«Hier bin ich richtig» – aber wo denn? Was haben die Behörden mit dem Slogan vor? Sie werden ihn künftig allen voran dafür nutzen, den Kanton Solothurn als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren. Regierungssprecherin Affolter erklärt:
«Wir wollen eine Arbeitgebermarke schaffen und damit potenzielle Fach- und Führungskräfte sowie Lernende ansprechen.»
Der Slogan ist Teil umfassender Bestrebungen. Die Kantonsbehörden stellen derzeit ihr Personalmarketing und ihre Rekrutierungsstrategien neu auf. «Auch wir spüren Entwicklungen, die alle grösseren Arbeitgeber spüren», sagt Affolter.
Soll heissen: Die Zeiten, in denen sich die Verwaltung die besten Bewerberinnen und Bewerber einfach schnappen konnte, sind vorbei. Mit einfachen Inseraten ist es nicht mehr getan. Zum einen ist da der Fachkräftemangel, der sich im kommenden Jahrzehnt noch verschärfen wird, weil die Babyboomer-Generation in den Ruhestand tritt. Und zum anderen der Talentwettbewerb; dieser spielt längst auch bei Lehrstellen.
Animierte Würstchen präsentieren Slogan
Es gibt Werbeslogans, die man gleich wieder vergisst. Und solche, die so prägnant sind, dass sie sich ins kollektive Gedächtnis einprägen. Dazu könnte auch «Hier bin ich richtig» das Zeug haben. Ganz neu ist der geflügelte Reklamesatz jedoch nicht – ebenso wenig ist er eine rein solothurnische Erfindung.
Die deutsche Supermarktkette Kaufland, die europaweit rund 1300 Filialen betreibt, warb während Jahren offensiv mit genau dem gleichen Slogan. In TV-Spots waren etwa plaudernde Produkte zu sehen. Eine Banane fragte: «Wer will mich kaufen?» Ein Würstchen reiste durch deutsche Wohnungen und frohlockte: «Für Familien, für Abenteurer, für Pechvögel. Hier bin ich richtig!»
Seit einiger Zeit setzt Kaufland den Slogan zwar nur noch sporadisch ein. Doch noch immer besitzt das Unternehmen europaweit die Rechte an einer Wort-Bild-Marke, zu der auch die Wortbestandteile «Hier bin ich richtig!» gehören. Ein simples Ausrufezeichen allein macht hier also den Unterschied.
Dank einiger rechtlicher Feinheiten kommen der Kanton und Kaufland jedoch aneinander vorbei. Erstens: Der Markenschutz der Supermarktkette gilt gesamteuropäisch und jener des Kantons nun lediglich für «Dienstleistungen schweizerischer Herkunft». Und zweitens: Die «Hier bin ich richtig»-Marke der Solothurner Verwaltung ist nur in ganz spezifischen Bereichen rechtlich abgesichert; namentlich für «Werbung im Zusammenhang mit der Personalauswahl». Ab wann genau der Kanton mit dem Slogan in den Kampf um Talente steigen will, ist noch nicht bekannt.