Sack. Blöd.

Ich bin nicht nur Schweizer, ich heisse sogar Schweizer. Trotzdem besteht berechtigter Grund zur Annahme, dass ich dieses Land und seine Eigenarten nie begreifen werde. Seit Monaten fahre ich täglich vier Mal an diesem Ding vorbei, das Sie auf dem Bild sehen. Zuerst sah ich überhaupt nicht hin. Irgendwann vermutete ich, dass unter der Hülle wohl ein Hydrant sein muss, aber anhalten und für eine eingehendere Analyse vom Fahrrad steigen mochte ich nicht. Kürzlich siegte dann meine übermächtige Neugier. Seither zweifle ich einmal mehr stark an der Zurechnungsfähigkeit der Schweizer Entscheidungsträgerinnen und -Träger. Was Sie auf dem Bild sehen, ist nämlich ein sehr, sehr robuster Beutel aus absolut reissfestem Stoff, bedruckt in makelloser Qualität und befestigt mit einem sehr ordentlichen Seil. Auf dem Beutel steht schlicht und einfach, dass der Inhalt des Beutels ausser Betrieb ist.
Dass die Schweiz wahnsinnig reich ist, weiss ich mittlerweile, auch wenn ich persönlich wenig davon spüre. Ich habe auch eine Vermutung, weshalb das so ist: in der Schweiz ist nämlich absolut gar nichts gratis. Nicht mal sterben kann man unter 100 Franken! Aber sauteure Edelsäcke für ausgediente Hydranten brauchen wir unbedingt, nicht wahr? Ich habe alle im Büro danach gefragt, ob sie schon jemals einen solchen Hydranten-Sack gesehen haben. Negativ! Also müssten vermutlich irgendwo tausende dieser Dinger rumliegen, frisch gebügelt und fein säuberlich gestapelt. Ich glaube, ich besorge mir einen und dazu gleich noch einen Anwalt. Der müsste sofort damit beginnen, mir durch alle juristischen Instanzen hindurch eine Sonderbewilligung zu erkämpfen, damit ich mich dereinst im Hydrantensack kremieren lassen kann. Jetzt hoffe ich einfach, ich lebe noch dreissig Jahre. Oder denken Sie, die Bewilligung kommt früher?