Sie sind hier: Home > Schweiz + Welt > Grenzenloses Wunderland: Im Theaterstück «Wonderland» spielen Menschen mit Behinderung, aus verschiedenen Generationen und mit unterschiedlichen Sprachen

Grenzenloses Wunderland: Im Theaterstück «Wonderland» spielen Menschen mit Behinderung, aus verschiedenen Generationen und mit unterschiedlichen Sprachen

Die Darstellerinnen Emil Tognala, Mirja Wegmüller, Eleni Hilber und Alfred Aeby sitzen nach der Aufführung vor der Bühne und erzählen von ihrem Stück. «Ich bin der Touristenführer, der den Schweizer Touristen das Wunderland zeigt», sagt Alfred Aeby.

Das Stück «Wonderland», das sie gespielt haben, ist von «Alice im Wunderland» inspiriert und erzählt gleichzeitig auch seine eigene Geschichte. Die Figuren im Stück, verkörpert von Darstellerinnen und Darstellern des Jungen Theaters Biel, bewegen sich durch eine Traumwelt mit kuriosen Figuren, vielen Türen und mystischer Musik.

Das Spezielle an dem Stück: Von den 33 Schauspielerinnen haben zehn eine geistige oder körperliche Behinderung. Das Ensemble ist ausserdem generationenübergreifend und mehrsprachig.

«Ich wollte mit diesem Stück mal alle Grenzen sprengen», sagt Regisseurin Isabelle Freymond.

«Sprachgrenzen, Altersgrenzen und auch die Grenze zwischen Menschen mit und ohne Behinderung.»

In der Traumwelt des Stücks gibt es nichts, was merkwürdig ist. So verschwinden bei der Aufführung die Behinderungen der Darstellerinnen und Darsteller in der Handlung, die sie sich selbst erarbeitet haben.

Es wird gerappt, getanzt, Deutsch, Französisch und English gesprochen, mit Licht und Schatten gespielt und natürlich gibt es auch Grinsekatzen.

Fehler bei der Premiere ins Stück eingebaut

«Wir hatten das Thema Wunderland und haben uns gemeinsam Dinge dazu überlegt und Musikstücke ausgesucht», sagt Eleni Hilber, die neben Alfred Aeby sitzt. Er fügt hinzu: «Zum Beispiel ist das Thema Zeit im Stück sehr wichtig.»

Emil Tognala, Mirja Wegmüller, Eleni Hilber und Alfred Aeby spielen alle gemeinsam in «Wonderland».

«Mehrmals haben wir auch Fehler, die beim Aufführen passiert sind, in das Stück eingebaut», sagt ihre Kollegin Mirja Wegmüller. Einer dieser Fehler ist sogar an der Premiere in Biel passiert:

Ein alter Mann mit einer Uhr kam eine Szene zu früh hinter dem Vorhang hervor und begann seinen Text zu sagen. Das Ensemble improvisierte: Eine Frau in einem weissen Kostüm rannte hinter dem Vorgang hervor, zog ihn zurück und sagte: «Zu früh! Zu früh!»

Diese Szene wurde ein fester Bestandteil des Stücks und kam so auch bei der Premiere im Solothurner Stadttheater vor.

Ein riesen Risiko eingegangen

Für Isabelle Freymond war es eine spezielle Erfahrung, das Stück sich so frei entwickeln zu lassen.

«Ich wollte es unbedingt, aber damit gehe ich natürlich ein riesen Risiko ein», sagt sie. Normalerweise seien ihre Ansprüche an Präzision und Ordnung als Regisseurin viel höher. Sie könne nicht wissen, wie das Stück beim Publikum ankomme:

«Wir haben nie alle zusammen geprobt und es waren auch nie alle 33 gleichzeitig an einer Aufführung. Deswegen ist es immer ein bisschen anders. Als das mit dem Mann mit der Uhr an der Premiere passierte, dachte ich: Oh nein. Aber alle sind so gut damit umgegangen.»

Sie ist stolz auf ihr Ensemble.

Zumindest beim Publikum an der Premiere scheint das Stück auch gut angekommen zu sein. Beim Herausgehen meinte eine Frau: «Das nehme ich aus dem Stück jetzt wirklich mit: Zeit muss man sich gar nicht vertreiben.»

Und auch die Darstellerinnen und Darsteller sind zufrieden. «Es ist gut geworden», sagt Eleni Hilber, und Emil Tognala, der eher still ist, nickt. Auch Alfred Aeby sagt noch etwas dazu: «Es hat Spass gemacht und ist ein tolles Stück.»

Dann müssen die vier gehen, um sich umzuziehen, damit sie es rechtzeitig auf den Bus schaffen. Wie der Hase in «Alice im Wunderland».

«Wonderland» wird im Stadttheater Solothurn noch am Dienstag, 14. Dezember, um 10.15 und 14 Uhr aufgeführt und am Mittwoch, 15. Dezember, um 18 Uhr. Am Samstag, 18. Dezember um 15 Uhr, gibt es eine Vorstellung im Casino Theater Burgdorf.