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Testpflicht fürs Personal, 3G für Besucher: Doch wie ist die Situation in den Solothurner Altersheimen eigentlich?

«Wir haben hier an der Kantonsgrenze quasi die Rollen getauscht. Im Frühling waren die Heime im Baselland schon wieder für Besucher offen, während wir in Dornach noch geschlossen waren», sagt Alain Legendre, Geschäftsführer des Alters- und Pflegeheims Wollmatt in Dornach. «Jetzt ist es umgekehrt. Wir sind noch offen und die Basellandschäftler haben dichtgemacht.» Damals wie jetzt habe es hüben wie drüben Kritik und Lob für die jeweilige Regelung gegeben.

Im Bezirk Dorneck ist die Zahl der positiv Getesteten in den letzten zwei Wochen stark gestiegen, von rund 370 auf 670 pro 100’000 Einwohner. Es ist dies ein Effekt, der mit der Entwicklung der Fallzahlen in der Agglomeration Basel in Zusammenhang stehen dürfte. Doch auch andere Solothurner Bezirke melden steigende Fallzahlen.

Davon ist das Wollmatt in Dornach bisher aber nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Legendre: «Seit ich das Amt diesen Mai angetreten habe, hatten wir weder bei den Bewohnern noch bei den Mitarbeitenden einen Coronafall.» Bei den Mitarbeitenden habe es lediglich einige Quarantänefälle gegeben aufgrund positiver Tests in ihrem Umfeld.

Das Wollmatt hatte zudem schon freiwillig einige Schutzmassnahmen beschlossen. Bei der Rückkehr aus den Ferien mussten alle Mitarbeitenden einen PCR-Test vorweisen, unabhängig von der Feriendestination. Ungeimpfte (35 Prozent der Mitarbeitenden, bei jenen mit direktem Kontakt zu den Bewohnenden weniger als 20 Prozent) mussten sich jede Woche testen lassen.

Und Verwandte und Bekannte der Bewohnenden mussten am Empfang eine Gesundheitsdeklaration ausfüllen. Darüber hinaus wurden Anfang Woche weitere Massnahmen diskutiert. Im Raum stand da zum Beispiel eine 3G-Zertifikatspflicht für Besucher. Mit der Ankündigung des Kantons erübrigen sich diese Diskussionen nun.

Erleichterung über die Booster-Impfungen in Solothurn

Der Eingangsbereich im Alterszentrum Wengistein in Solothurn.

Noch weniger betroffen von den Massnahmen des Kantons ist das Alterszentrum Wengistein in Solothurn. Denn dort hat man bereits vor Wochen die Zertifikatspflicht für Besucherinnen und Besucher eingeführt. Zentrumsleiter Hansruedi Moor hat damit durchwegs positive Erfahrungen gemacht: «Es hat keine einzige Reklamation gegeben diesbezüglich. Auch der Aufwand ist für unsere Angestellten vertretbar.»

Hansruedi Moor, Leiter Alterszentrum Wengistein.

Erleichtert ist Moor über die Booster-Impfung der Bewohnerinnen und Bewohner. «Das ist ein Superservice des Kantons für die Heime, hervorragend organisiert», lobt er. Selbstverständlich sei das nicht, in anderen Kantonen müssten die Heimleitungen zum Boostern alles selbst organisieren.

«Hungrig» auf den dritten Piks seien die geimpften Mitarbeitenden (von den 160 seien 85 Prozent geimpft und oder genesen). «Wir spüren den Druck, dass diese Angestellten die Sicherheit wollen, die die Impfauffrischung bietet», sagt Moor.

Booster hin oder her, im Wengistein wurden die Angestellten bisher mindestens einmal pro Woche getestet, nach der Rückkehr aus den Ferien zweimal – «ein Riesenaufwand, doch er lohnt sich. Gott sei Dank sind wir bisher von Impfdurchbrüchen verschont geblieben», so Moor. Das regelmässige Testen wird man nach der Ankündigung des Kantons nun weiter ausbauen.

Impfdurchbrüche bei Bewohnenden und Mitarbeitenden in Grenchen

Das Alterszentrum Kastels in Grenchen.

Vereinzelte Impfdurchbrüche verzeichnen hingegen die Alterszentren Grenchen – eine der wenigen Institutionen im Kanton, die in der ersten Pandemiewelle coronafrei geblieben war. Dies sei unabhängig von der Booster-Impfung Anfang letzter Woche geschehen. Eine geimpfte Bewohnerin sei positiv von einem Spitalaufenthalt zurückgekehrt, sagt Sonja Brugger, Geschäftsleiterin der Alterszentren. Unglücklicherweise sei die Frau bei der Ankunft im Raucherraum gewesen, was eine Verschärfung der Regeln für alle nach sich gezogen hat. Spitalrückkehrer müssten nun sofort aufs Zimmer, wo sie getestet werden.

Sowohl bei den Bewohnenden als auch bei den Mitarbeitenden habe es Impfdurchbrüche gegeben, mit leichten bis mittelschweren Krankheitsverläufen. «In einem Fall», so Brugger, sind wir knapp an einer Spitaleinweisung vorbeigekommen. Die Mitarbeitenden mussten sich seit mehr als einem Monat jede Woche einem PCR-Test unterziehen – damit hat man auch in Grenchen bereits Erfahrungen mit der Testpflicht.

Wenn die Angst vor Spritzen übermächtig ist

Tony Broghammer.

Bei der Gemeinschaft der Solothurnischen Alters- und Pflegeheime GSA betont der Präsident Tony Broghammer ebenfalls die Wichtigkeit der Booster-Impfung – und zwar für alle Altersgruppen. Auf ärztliche Empfehlung seien gesundheitlich vorbelastete Mitarbeitende der Heime bereits beim Boostern der Bewohnenden mitgeimpft worden.

Vom Impfzwang, wie er nun beim Pflegepersonal diskutiert wird, distanziert sich Broghammer. Eine Entscheidung, sich impfen oder nicht impfen zu lassen, gelte es zu respektieren, aus welchen Gründen auch immer diese getroffen wird, findet er. Broghammer sagt:

«Es gibt Leute, die Angst vor Spritzen haben. Wird eine solche Person gegen ihren Willen geimpft, kann der psychologische Schaden grösser sein als der Nutzen für die körperliche Gesundheit.»

Mehr Beachtung auch für Grippeimpfungen

GSA-Präsident Broghammer will bei den Heimen Ende Jahr erstmals erheben, wie die jährliche Grippeimpfung gelaufen ist. «Ich nehme an, dass diejenigen Mitarbeitenden und Bewohnenden, die sich bisher impfen liessen, das Angebot auch dieses Jahr wahrgenommen haben, obwohl es mit dem Covid-Booster praktisch zusammenfiel, doch das wird sich zeigen.»

«Ich hoffe», so Broghammer, «dass zumindest der Kelch ‹Norovirus› dank der guten Schutzmassnahmen heuer an uns vorbeigeht und nicht wie früher ganze Heime in Quarantäne versetzt.»

Was die Grippeimpfung angeht, so hat Hansruedi Moor, Leiter im Alterszentrum Wengistein, festgestellt, dass die intensive Auseinandersetzung mit der Coronaimpfung bei den Mitarbeitenden die Impfbereitschaft erhöht hat: «Gegen die Grippe impfen war nie der Renner. Doch diesmal haben sich 40 Prozent der Mitarbeitenden impfen lassen, statt 25 Prozent wie vor der Pandemie.»