Gamechanger Homeoffice: Wieso sich dank mehr Heimarbeit die leeren Wohnungen im Kanton Solothurn füllen könnten
Es ist die Liebe, für die man die Umzugskiste packt. Oder eben die verflossene Liebe. Jedenfalls bleibt die «Änderung im Beziehungsstatus», wie es etwas technokratisch heisst, der häufigste Zügelgrund. Das zeigt auch der jüngste Umzugsreport des Immobilienportals Homegate für den Kanton Zürich. Andere Umzugsmotive sind der Wunsch nach einer «attraktiveren Wohnung» oder die Aussicht auf eine «bessere Umgebung».
Berufliche Gründe, wie etwa die Nähe zum Arbeitsplätz, hingegen haben als Folge von mehr Homeoffice an Bedeutung verloren. Das jedenfalls schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einer aktuellen Studie, welche die Auswirkungen von Homeoffice auf den Wohnungsmarkt genauer untersucht hat. «Wer seltener fährt, kann länger pendeln», hält Ursina Kubli, Leiterin Immobilienresearch bei der ZKB, fest. Oder anders gesagt: Je häufiger die Mitarbeitenden von zuhause aus arbeiten können, je seltener sie ins Büro müssen, desto weiter weg vom Arbeitsplatz können sie wohnen. Davon dürften jetzt auch Wohnlagen profitieren, die bis anhin trotz relativ günstiger Mietpreise wegen ihrer Entfernung nicht sehr beliebt waren.
50 statt nur 30 Minuten pro Pendelweg
Die ZKB beziffert die aktuelle Pendelzeit für einen typischen Büroangestellten mit 30 Minuten pro Weg, was sich bei einem 100-Prozent-Pensum zu insgesamt 5 Stunden pro Woche aufsummiert. Bei gleichbleibender Wochenpendelzeit erhöht sich die Pendelbereitschaft bei einem Homeoffice-Tag auf 38 Minuten pro Weg. Bei zwei Homeoffice-Tagen sind bis zu 50 Minuten pro Weg akzeptabel, bei drei Homeoffice-Tagen gar 75 Minuten.
Die ZKB hat nun ausgerechnet, wie viel mehr Büroarbeitsplätze von jeder einzelnen Bus-, Tram- und Zug-Haltestelle aus erreicht werden könnten, wenn die Pendlerzeit pro Weg erhöht wird. Das Fazit: Für die Bewohnerinnen und Bewohner der Schweizer Grossstädte wie Zürich, Basel und Bern ändert sich nicht viel. Dort sind die meisten Bürojobs angesiedelt, die auch ohne längere Pendlerzeiten schon heute gut erreichbar sind. Anders ist die Situation für die Wohnbevölkerung in kleineren Gemeinden: Mit etwas längeren Pendlerzeiten steigt das Angebot an möglichen Büroarbeitsplätzen, das von ihrer Haltestelle aus erreichbar ist, massiv – zum Teil steigt die Anzahl Büroarbeitsplätze um das Zehn- oder Zwanzigfache.
Sind plötzlich die leeren Mietwohnungen gefragt?
Ausweicheffekte waren bei der Eigenheimsuche schon in Zeiten vor Corona und Homeoffice beobachtbar, wie ZKB-Immobilienexpertin Kubli betont. «Denn in den Zentren ist das Angebot zu klein und für viele zu teuer.» Kubli erwartet nun, dass sich dank mehr Homeoffice und einer steigenden Akzeptanz für längere Pendlerwege ein ähnlicher Effekt auch beim Mietmarkt zeigen könnte.
Und davon wiederum könnten jene Gemeinden profitieren, in denen zuletzt viele Mietwohnungen gebaut aber wenig nachgefragt wurden. «Mit längeren Pendlerzeiten kann das Leerstandsproblem vielleicht nicht gelöst, doch gemindert werden», sagt Kubli.